Montag, September 04, 2023

Historische Gebäude - Alte Häuser erzählen Geschichten

button


Aukrug Ende September 2023

Wandern im Naturschutzgebiet Tönsheider Wald

Tönsheide ist vielen nicht nur wegen der Fachklinik Aukrug ein Begriff.
Auf dem Gelände der Fachklinik für Rehabilitation in den Bereichen Orthopädie, Pneumologie/Innere Medizin, Psychosomatische Medizin und Schlafmedizin gibt es gute Wege durch den Wald und einiges zu entdecken. 
Vieles wirkt verlassen und erinnert an längst vergangene Zeiten, als hier 1925 Tuberkulosekranke Heilung fanden.  
An Thomas Manns Zauberberg dem Kurort in Davos erinnert der Ort sehr wahrscheinlich nicht, aber die frische Waldluft hat damals wie heute sicher auch hier zur Genesung beigetragen.

Der geschichtsträchtige Heidhof mit seinen 30 Patientenzimmern steht leer und für 750.000,- € zum Verkauf.
Das denkmalgeschützte Reetdachhaus wirkt wie für eine Filmkulisse bereit.


 Ich finde diesen "Lost Place" surreal. 

... und noch etwas ist mir auf dem Gelände aufgefallen, was ich hier nicht erwartet hätte.
In einer privaten Einfahrt ist eine Gedenkstätte für Michael Gartenschläger fern ab von der ehemaligen Grenze zur DDR eingerichtet.
Die meisten erinnern sich an die traurige Geschichte der Ermordung des jungen Mannes.


Am 30. März 1976 demontierte Gartenschläger eine Splittermine (SM 70) an der innerdeutschen Grenze. In der Nacht zum 23. April gelang ihm das ein zweites Mal. Die Verwendung dieser Selbstschussanlagen hatte die DDR-Führung zuvor stets geleugnet. Beim dritten Versuch, eines dieser Geräte zu demontieren, wurde er in der Nacht des 30. April 1976 von einem Sondereinsatzkommando des MfS erwartet und erschossen.

Ein Nachbau einer der damaligen Selbstschussanlagen

Von Herrn Wenzel, den ich vorerst telefonisch nicht erreichen konnte, will ich wissen, warum u.a. die ehemalige Selbstschussanlage an diesem Ort von ihm ausgestellt wurde. Seine Frau erzählte mir, dass ihr Mann Michael Gartenschläger als ehemaligen DDR-Bewohner kannte. Ich bat um Rückruf, den ich auch erhielt. Jürgen Wenzel selbst ein Flüchtling aus der ehemaligen DDR, lernte Michael Gartenschläger einst in HH kennen, als beide von der Organisation Helfende Hände freigekauft wurden. 

Wenzel erzählte, dass in der Organisation Helfende Hände ein Fräulein ... sowieso  von der Saatssicherheit der DDR eingeschleußt wurde. Sie gab die Informationen über die Pläne von Michael Gartenschläger an die Stasi weiter und so wurde er beim dritten Versuch, eines der Selbstschussanlagen zu demontieren, in der Nacht des 30. April 1976 von einem Sondereinsatzkommando des MfS erwartet und erschossen. Das Verfahren gegen die Täter endete 2005 mit einem Freispruch.

-----------------------

Drage den 17.7.23

Förderbescheid für historisches Gutshaus in Drage

.v. r. Bodo von Bassewitz erhält den Fördermittelbescheid vom Minister Werner Schwarz 

Minister für ländliche Räume Werner Schwarz überreichte in Drage am Vormittag einen Förderbescheid von 100.000 € für die Wiederherstellung des seit einigen Jahren leerstehenden Gutshauses an Besitzer Bodo von Bassewitz. 

Werner Schwarz freut sich darüber, den Betrag aus Mitteln (insgesamt 1,8 Millionen) der gemeinsam mit dem Bund finanzierten "Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und der nachhaltigen Landesentwicklung (LLnL) überreichen zu können.

"Immerhin prägen die historischen Gebäude seit Jahrhunderten das Bild der ländlichen Räume in Schleswig-Holstein und Ziel ist es, die Bausubstanz durch Wohnungen oder Veranstaltungsräume nutzbar zu machen", so Minister Scharz vor dem Kulturdenkmal dem Gutshaus Baujahr 1840 in Drage

"Jeder sollte froh sein, der jetzt noch eine Bewilligung zur Förderung erhalten hat, denn laut Info vom Bundesfinanzminister sollen diese eingeschränkt werden", so Werner Schwarz bei der Fördermittelübergabe.

Bodo von Bassewitz gibt Informationen zum Gutshaus, das 1910 ausgebaut wurde. Auch das erhaltene Zierfachwerk soll aus dieser Zeit stammen. 

"Anfang des 20 Jahrhunderts gelang das Gutshaus in Familienbesitz. Es wurde nicht viel verändert und so blieb der alte Charme erhalten" so v. Bassewitz, der allerdings zu verstehen gibt, dass nicht nur "Farbe an der Wand" bei den Restaurationsarbeiten notwendig ist und so wird ein riesiges Projekt zu stemmen sein, bei dem die Fördersumme nicht ausreichen wird, aber über die solide Unterstützung zeigt sich der Gutshausbesitzer überaus dankbar. Mieter des Guthauses sind in Aussicht.

v. recht Minister Werner Schwarz, Bodo v. Bassewitz und Peter Huusmann bei der Fördermittelübergabe in Drage im Park des Gutshauses.

Das Förderprojekt Neues Leben auf alten Höfen im Kreis wurden von Peter Huusmann (Leiter der Regionalentwicklung) und Beate v. Mallotky  von der Unteren Denkmalschutzbehörde vorgestellt.

Gutshaus in Drage mit Sanierungsbedarf 

----------------------------------------------
Drage den 10.5.2023


👉Leider konnte ich selbst am Pressetermin der Übergabe des Fördervertrages an den Denkmaleigentümer Bodo von Bassewitz für die Gesamtinstandsetzung des Gutshofes in Drage in Höhe von 25.000 Euro nicht teilnehmen. 
Gegenstand der Fördermaßnahme ist die Sanierung der historischen Außentüren und Fenster des unter Denkmalschutz stehenden Haupthauses des Gutshofs. 

👉Die 2019 verstorbene letzte Bewohnerin des Gutshauses im Schlossweg von Drage - Carola von Bassewitz - sah es nicht gern, dass ihr in die Jahre gekommenes Gutshaus fotografiert wird. 
Zu mir sagte die alte Dame einst, "Frau Dudde, schauen sie doch einmal bei mir vorbei, aber bitte ohne Kamera". 
Dabei darf und braucht sich ein so geschichtsträchtiges Anwesen nicht verstecken.
Der neue Besitzer Bodo von Bassewitz wertschätzt ganz offensichtlich das alte Gemäuer, denn die anlaufenden Sanierungsarbeiten lassen es erahnen.
Der Park mit alten Baumbestand wurde nach meinem Geschmack etwas zu extrem gelichtet, aber vielleicht waren auch hier Fachleute eingebunden.

Dank Wolfgang von Ancken - Leitung Ortskuratorium Kiel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gibt es Infos zum Akt mit Fotos sowie zum Gutshaus in Drage.

Gutshaus in Drage von 1840 erhält einen Förderbetrag 



Auf dem Übergabefoto v.l. angereister Denkmaleigentümer Bodo von Bassewitz mit Wolfgang von Ancken, Ortskurator Kiel, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz und Christian Sehlleier von NordwestLotto Schleswig-Holstein inclusive für die Glücksspirale.

👉Übergabe eines symbolischen Fördervertrages zwischen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Denkmaleigentümer des Gutshof in Drage, Herrn Bodo von Bassewitz, aus Anlass der Sanierung der historischen Außentüren am Hauptportal, zu dem eine Freitreppe mit geschwungenen Wangen führt. Anlass ist daneben die Sanierung der historischen Fenster des um 1840 im Stil des späten Klassizismus erbauten Haupthauses. 
"Die Fenster sind weitgehend im Originalzustand erhalten. Das ist sehr selten und freut die Denkmalschützer ganz besonders", so  Wolfgang von Ancken.

Für diese Sanierungsmaßnahme stellt die DSD dank zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale einen Gesamtbetrag  in Höhe von 25.000 Euro zur Verfügung.
Die DSD hat sich aus gutem Grund entschieden, sich an der Projektförderung zu beteiligen. 
Es sind im Wesentlichen drei Gründe: 
  •  Zunächst einmal grundsätzlich vorweg: Wir erhalten nur Einzigartiges. Historische Bauten zu erhalten – das ist das Ziel und die Aufgabe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Wir unterstützen ausschließlich Objekte, die unter Denkmalschutz stehen. Das ist absolute Grundvoraussetzung jeder Förderentscheidung. Das ist hier der Fall.
  • Gutsanlagen sind im westlichen Teil Schleswig-Holsteins eine Seltenheit. Und wenn man dann noch ganz konkret in die Geschichte dieses Gutes eintauchen wollte, dann erfahren wir, dass an dieser Stelle einst – in der Mitte des 18. Jahrhunderts – das größte Barockschloss im westlichen Schleswig-Holstein gestanden hat (Schloss Friedrichsruh). Wichtig bleibt der Befund, dass Gutsanlagen dieser Art im westlichen Schleswig-Holstein eine Seltenheit darstellen und als solche schon „einzigartig“ sind.
  • Und bei den historischen Fenstern haben wir unter den Aspekt des Denkmalschutzes die Besonderheit, dass sie noch weitgehend im Originalzustand erhalten sind und deswegen saniert werden können, ohne in die Originalsubstanz eingreifen zu müssen. Ein Glücksfall für Denkmalschützer. Hier kommt auf das ganze betrachtet hinzu, dass nicht nur das Äußere weitgehend im Originalzustand erhalten ist, sondern auch im Inneren zahlreiche bauzeitliche Details zu finden sind, so das prächtige Treppenhaus, Kachelöfen, Türen und Fenster. 
 👉 Insgesamt konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bereits rund 6.000 Denkmale mit mehr als einer halben Milliarde Euro in ganz Deutschland unterstützen. Doch immer noch sind zahlreiche einzigartige Baudenkmale in Deutschland akut bedroht. 
Viele davon infolge der Hochwasserkatastrophe 2021 im Ahrtal. Aber auch in vielen anderen Regionen. In unserem Magazin Monumente und auf unsere Webseite berichten wir regelmäßig.

Laut Ancken wird der  Gutshof Drage wird nach erfolgter Sanierung zu den über 250 Objekten gehören, die die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank der Spenden der vielen Förderer und dank der Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Schleswig-Holstein fördern konnte.

👉Informationen zum Gutshaus selbst gibt es auf der Internetseite der deutschen Stiftung Denkmalschutz HIER

-------------------

Ausflug Aukrug zum Jahresbeginn 2023

Statuen haben bessere Zeiten mit Ausblick erlebt


Der Aukrug bietet jede Menge Wanderwege und über dem ehemaligen Hof Bucken führt einer davon zum Boxberg mit dem ausschließlich gut besuchten Restaurant und Café und in dem immer wieder auch Hohenasper begrüßt werden können. 


Der Hof Bucken in der Nachbarschaft bietet dagegen nicht nur den alten Steinfiguren auf dem Grundstück des ehemaligen Gasthofs einen traurigen Anblick.
Im Oktober 2020 wurde das in der Region bekannte Restaurant mit den Wildspezialitäten und den tollen Torten durch ein Feuer vernichtet. Info zum Anwesen HIER


Der Großbrand hatte das Gebäude völlig zerstört. Auch nach so langer Zeit stehen die Mauern des Gebäudes wie nach den Löscharbeiten auf Abruf. Ob sich hier noch einmal etwas tuen wird?
---------------------------


Hohenaspe den 19.11.22

Abrissbagger im Anmarsch

Die Mieter aus diesem Haus sind ausgezogen und so war nun der Moment gekommen, um sich vom Gebäude zu verabschieden. 

In wenigen Tagen wird das ehemalige Bauernhaus in der Straße Am Burndahl dem Abrissbagger weichen. Der Bauherr wird hier ein neues Haus bauen. Die Sanierungskosten mit Fassadendämmung für das Gebäude von 1947 würden höher sein, als ein Neubau.

Auch zu diesem Haus gibt es eine Geschichte, an die ich erinnern möchte.
Es wurde vom Landwirt Widderich nach einem Feuer neu aufgebaut.
Am 21.12.1946 brannte das Bauernhaus Baujahr 1930 in einem sehr kalten Winter bis auf die Grundmauern nieder.
Untergebrachte Flüchtlinge hatten einen Ofen überheizt und so kam es zum verehrenden Feuer.
Alle Bewohner konnten sich in Sicherheit bringen, auch die Tiere im Stall wurden gerettet.
Es herrschten in diesem Dezember 1946 derart kalte Temperaturen, dass das Löschwasser in den Rohren einfror und die Kameraden der FFW Hohenaspe resigniert abzogen.
Kältester Winter des 20. Jahrhunderts 19 46/47 Info vom NDR HIER

Mit den verbliebenden Steinen wurde das Haus neu und etwas größer aufgebaut. 
Der Großvater von Anne Schmidt holte mit dem Pferdegespann aus Kiel alte Eisenbahngleise, um sie als Träger in den Neubau einzubauen. Nach dem Krieg waren Baustoffe knapp.
Die alten Fliesen von 1930 konnten aus dem abgebrannten Haus weiter genutzt und in den Neubau eingebaut werden. Sie sind allerdings so stark einbetoniert, dass sie nur schwer vor dem Abriss in Sicherheit gebracht werden können.
 Familie Gripp arbeitet derzeit daran.


Historische Fliesen im Eingangsbereich des ehemaligen Hauses

den 22.11.2022



-----------------------------------

den 4.11.22

Ausflug in den Naturpark Aukrug

Erst vor wenigen Wochen sind mein Mann und ich in Richtung Poyenberg nach Meezen geradelt.
Keine Frage, eine idyllische Landschaft auch gleich hinter der Kreisgrenze von Steinburg in Rendsburg-Eckernförde.

In der Siedlung von Meezen -Waldhütten - mit den Fischteichen und dem riesigen Waldgebiet fiel mir auch damals wieder der historische Kornspeicher auf. 


Als ich die Presseeinladung vom Landwirtschaftsministerium mit Einblick in die hier private Waldwirtschaft erhielt, notierte ich den Termin sofort in meinen Kalender, denn bei dieser Art von Treffen, erhält der Teilnehmer immer sehr viel Informationen, die ansonsten nur schwerlich zugänglich sind.
Und so war es dann auch: Vom Besitzer Dietrich Ebeling in 3.Generation selbst erhalte ich Auskünfte über den Speicher von 1732, der vor langer langer Zeit einen Umzug von Niedersachsen nach Schleswig-Holstein hinter sich hat. 

Der Speicher wurde einst mit Holznägeln verbunden, die zwischen dem 10. und 19. Jahrhundert verwendet wurden.
Der Großvater des Familienunternehmens Ebling kaufte 1936 das Anwesen mit Fischteichen (23 Hektar) und 190 Hektar Forstfläche.
Der aus der Lüneburger Heide stammende Landwirt wurde damals, weil das Militärgebiet vergrößert werden sollte, von seinem Land entbunden. Ebling kaufte das Land bei Meezen und nahm den alten Speicher von seinem damaligen Betrieb bei Bergen Belsen mit nach Waldhütten, wo die Holzkonstruktion wieder aufgebaut wurde und noch heute für Festlichkeiten (Weihnachtsmarkt) genutzt wird.
Wie sein Enkel (im Video zu hören) berichtet, wurde nach dem 2. Weltkrieg Deutschland eine Reparation auferlegt, die auch riesige Mengen an Holzlieferungen abverlangte. 
Für England musste ein großer Einschlag an Holz vorgenommen werden, der auch den Betrieb in Waldhütten betraf. 
Eine rasch aufgeforstete Monokultur von Tannen wurde angelegt, deren Gefahr damals noch nicht absehbar war, es wurde dringen schnellwachsendes Holz benötigt. 
------------
Drage den 23.10.2022

Historische Hofanlage in Drage mit ihrer Geschichte

Die Hofstelle mit der alten Scheune gehörte sehr wahrscheinlich zur Parzellierung der Gutsländereien nach dem Abriss des Schlosses Friedrichsruh 1787 in Drage.


Die alte Scheune auf dem Hof als architektonischer Augenschmaus 

Joachim Engel (92) informiert über das schmucke Bauwerk auf seinem Hof.

"Die Reetdachscheune ist ein Niedersachsenhaus – also eine Balkenkonstruktion in seltener Dreiständer-Bauweise."

Dass es ein sehr altes Bauwerk ist, erkannte der Hofbesitzer daran, dass bis 1750 die Balken behauen wurden und danach wurden die Balken gesägt.

"Diese Scheune ist demnach vor 1750 gebaut, da die Balken behauen sind" 

Die Scheune wurde „im ersten Leben“ für gedroschenes Getreide und für Heu und Stroh genutzt. Die mittige Toreinfahrt erlaubte die Einfahrt für voll beladene Erntewagen. Inzwischen ist sie für Traktoren leider zu klein.

Der Boden besteht aus Lehm. Kleine Stallungen für Hühner sind eingefügt.

Einst soll die Scheune auch Wohnraum für Tagelöhner geboten haben.

Die wahrscheinlich mindestens 272jährige stilvolle Reetdach-Scheune ist gut erhalten, denn Joachim Engel erkannte den Wert einer derartig alten Bauweise und so wurde zum Beispiel das Reet immer wieder abschnittsweise ausgetauscht.

Die Historie des Anwesens ist spannend und der belesene Joachim Engel (92) hat sich mit der Geschichte des Hofes auseinandergesetzt, der eng mit dem Barockschloss Friedrichsruh (Abriss 1787) und dem Gutshof / Stammhof (erbaut 1840) im Schlossweg verbunden ist.

Archivfoto der Scheune mit Sichtung von der Försterei in Drage

Der gelernte Müller Joachim Engel aus Itzehoe hat den Hof vorerst vom Zuckerunternehmer de Vos aus Itzehoe gepachtet um dort seine gesammelten Erfahrungen aus den USA umzusetzen.

Als junger Mann war Engel, der ein sehr schlechtes Verhältnis zu seinem Vater einem Seefahrer hatte und eigentlich Förster werden wollte, mit einem Freund um 1955 für ein Jahr ab Hamburg nach Amerika aufgebrochen.

„Schon vor Cuxhaven war ich so seekrank, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Dieser Zustand hielt bis Amerika an und ich stieg nur noch mit Haut und Knochen vom Schiff“, erzählte der abenteuerlustige Steinburger, dessen Wohnhaus mit Trophäen von erlegten Wild aus vielen Ländern ziert. Bereits als 16 jähriger hatte Joachim Engel den Jagdschein absolviert. 

In Amerika ging es von einem Bundesstaat in den anderen. Immer wieder gab es neue Vermittlungen mit Anschriften zu Bekannten und Freunden. Um das nötige Geld für den Aufenthalt zusammenzubekommen, wurde zum Beispiel auf Farmen gearbeitet, bis eine Zeitung die Reisegeschichten von Joachim Engel in den USA übernahm, die ziemlich gut bezahlt auch wurden.

Joachim Engel knüpfte Verbindungen zu einem Hähnchenmäster, der gern nach Deutschland expandieren wollte.

Und so gründete Engel als erster Deutscher im Kreis Steinburg eine Hähnchenmast mit 20.000 Tieren. In Hohenlockstedt konnte er für die Stallungen günstig eine Fläche erwerben. Die Schlachtung ging nach Itzehoe. Später verkaufte er ausschließlich die Eier zur Vermehrungszucht der Fleischrasse.

 Der Unternehmer Engel erwarb eine Schiffsbeteiligung, eine Farm in North-Carolina (als Sicherheit, falls in Deutschland mal alles wieder auf Krieg stehen sollte) und später Land in Brandenburg.

Der gepachtete Hof in Drage ging nach dem traurigen Tod vom Unternehmer und Besitzer der Hofstelle Charles Rudolph de Vos an die Tochter Maritha über, die den Hof an ein Krankenhaus in Hamburg vererbte.

 In der Klausel stand, dass wenn das Hospital den Hof nicht selbst bewirtschaften will, dem Pächter das Vorkaufsrecht geben sollte und so konnte der Vertrag 1969 aufgesetzt werden und Engel wurde vom Hof und 29 Hektar Land Eigentümer.

Die Geflügelzucht stellte Engel bis zum heutigen Tag zur Schweinemast um.

Engels eingesetzter Verwalter war 30 Jahre auf seinem Hof tätig.

Die Farm in North-Carolina mit der Schweinemast und Holzwirtschaft (inzwischen reine Holzwirtschaft) übernahm der Sohn von Joachim Engel, der mit seiner Familie seit 2 Jahren dort lebt, aber einmal im Jahr nach Drage zum Familientreff kommt. 

Drage den 21.10.

Wie kam der Tulpenbaum nach Drage?

Die alte Eiche am Hofeingang in Drage ist zirka 350 Jahre alt und bereits im Register für Naturdenkmale aufgenommen. 



Direkt auf der Hofstelle Ellerbrook (Erlenbruch) steht allerdings ein alter Tulpenbaum, der laut Hofbesitzer Joachim Engel (92) 1650 bis 1700 dort gepflanzt worden sein muss und noch nirgends aufgeführt wurde. Dabei scheint er eine interessante Vergangenheit zu besitzen.

Der Tulpenbaum ist traditionell in Amerika beheimatet und er gilt als offizieller Nationalbaum von Kentucky, Indiana und Tennessee. 
Ein Architekt machte Joachim Engel einst darauf aufmerksam, dass es zwei weitere Tulpenbäume in Schleswig-Holstein geben soll, die das identisch hohe Alter besitzen. Wo sie stehen, weiß der Hofbesitzer in Drage allerdings nicht. 
Gemutmaßt wird, dass es sein könnte, dass Burchard von Ahlefeld  (1634 bis 1695) die Bäume von einer Amerikareise mitgebracht hat. 

 👉In einem Baumkundeforum konnten mir die beiden wahrscheinlich gleichaltrigen Tulpenbäume mit Standort übermittelt werden. Es handelt sich um den Schlosspark in Louisenlund und den Schlosspark in Eutin. INFO HIER. Ob es eine Verbindung zu Burchard von Ahlefeld gibt, weiß ich noch nicht.
Zur Information auch: Der Baum steht auf einer Hofstelle bei Drage, die wahrscheinlich einst zum abgetragenen Schloss Friedrichsruh gehörte.


Die Blüten im Mai sollen eher unscheinbar sein. 
Die Tochter des Hauses meint, dass der Tulpenbaum nur nach einem Todesfall blühen würde und er in der Familie auch "Totenbaum" genannt wird. 

------------------

Hohenlockstedt den 24.10. 21

Ehemaliges Soldatenheim vor der Sanierung mit Tag der offenen Tür


In der Kieler Straße in Hohenlockstedt trafen zahlreiche Gäste ein, um an diesem Sonntagnachmittag die Geschichte mit der sehr abwechslungsreichen Vergangenheit des Högerbaues in Erinnerung zu rufen.
Das 111 jährige Gebäude wurde 2018 von der Arthur Boskamp-Stiftung gekauft und soll nach der abgeschlossenen Sanierung ein Haus für Kunst und Kultur werden. Wohnungen im Gebäude stehen dann zur Vermietung.

Dem einst so schmucken Haus sieht man die vielen Epochen an. Zahlreiche unterschiedliche Fenster verunstalten das Gebäude. Sicher nur eine Frage der Zeit. 

Dr. Ulrike Boskamp begrüßt die Besucher vor dem ehemaligen Soldatenheim. 
Aus dem Erbe ihres Vaters Arthur Boskamp  mit dem Pharmaunternehmen wurde 2003 die Arthur Boskamp-Stifung gegründet.
Informationen mit alten Aufnahmen vom Högerbau HIER 


Spenden für das rund 5 Millionen Sanierungsprojekt wurden überreicht.
Die Vorsitzende vom Verein Kultur und Geschichte Hohenlockstedt e.V. Elisabeth Ganseforth überreichte einen großzügigen Spendenbetrag für die Sanierung und die Kartoffelköniginnen verkauften Lose, deren Erlös natürlich in den Högerbau fließt. Die Gemeinde Hohenlockstedt wird sich mit einem riesigen Betrag an den Sanierungskosten beteiligen. 

Für Speis und Trank war bei sonnigem Wetter auf dem Gelände gesorgt und so beste Stimmung und ein guter Start für die anstehende Mammutaufgabe. 


Wenn alte Gebäude ihre Geschichten erzählen könnten, hätte dieser Bau von 1912 reichlich zu berichten. 

Ulrike Boskamp erinnert in ihrer Ansprache: "Der aus Spenden finanzierte Bau wurde vorerst von Soldaten als Freiraum genutzt."
Musik, Andachten, Vorträge, Essen, Baderäume und zum Beispiel eine Kegelbahn wurde als "Wohlfühlhaus" geboten.
Nach 8 Jahren übernahm laut Boskamp das Rote Kreuz für Alte und Gebrechliche das Gebäude.
Ab 1925 zog die neu gegründete Kirche ein. 
Spätestens ab 1962 gab es eine gemischte Nutzung des Högerbaues mit Gewerbe, Wohn- und Gaststätten.
Ein Kino und ein Partyraum entstanden nach Umbauten. 

Eingeladen waren die Besucher an 20 minutigen Rundgängen durch das sanierungsbedürftige Haus. 
In mehreren gut organisierten Führungen konnte das historische Gebäude mit Erklärungen in Gruppen erkundet werden. 
Zahlreiche Gäste erinnerten sich an die einstigen Räume und so war häufig der Satz zu hören "Weißt du noch....?" 

----------------

Hohenaspe den 6.10.2021

Reeteindeckung kurz vor Fertigstellung (Teil IV)

Es ist geschafft: Am 7.10. ist das Reetdach im Drosselweg fertig eingedeckt und das neue Dach wertet die alte Kate eindeutig auf.

Mit dem Heidekrautfirst werden die Arbeiten abgeschlossen. 
Der Heidefirst ist in Norddeutschland bei Reetdachhäusern weit verbreitet. Bei der Erstellung befestigt der Dachdecker auf beiden Seiten des Firstes einen Maschendraht und stopft das Heidekraut fest unter den Draht.


--------------------------------------

den 24.8. 2021 Häuser erzählen ihre Geschichten Teil III

In Hohenaspes Drosselweg wurden Kaffeebohnen ab 1900 geröstet

Das Ehepaar Johannes und Margetha Ramm kauften die kleine Kate im Drosselweg und dank des feinen Geschmacks von Johannes Ramm (1856 - 1938) lief die Kaffeerösterei gut und das Ehepaar konnte 10,5 Hektar Land und das Bauernhaus gegenüber von Firma Ohl in der Straße Am Burndahl kaufen. 

Ehepaar Johannes und Margaretha Ramm mit der Kaffeerösterei in Hohenaspe

Bei Ramms in Hohenaspe sind die alten Gegenstände wie in einem kleinen Museum zu entdecken

Die abgelichteten Kaffeebohnen sind sehr alt und deswegen gelblich. Nach der Ernte wurden die Bohnen grünlich verschifft und verkauft. So kamen sie auch in Hohenaspe (mit der Kutsche versteht sich) über Glückstadt an.
Dieser gusseiserne Kaffeeröster ist eine kleine Version. Der Topf wurde auf den Herd direkt über das Feuer gestellt und durch ständiges drehen der Kurbel, wurden die Kaffeebohnen gleichmäßig geröstet. In der Reetdachkate im Drosselweg verlief die Röstung erfolgreich im größeren Stil.  

------------

Hohenaspe den 13.8.2021

Wenn alte Häuser ihre Geschichten erzählen könnten (Teil II):  

250 jährige alte Kate in Hohenaspe beherbergte im Drosselweg  einst eine Kaffeerösterei, einen Krämerladen, einen Friseursalon und war Flüchtlingsunterkunft für eine afghanische Großfamilie. 
Vor kurzem habe ich von der alten Kate im Drosselweg berichtet. Sie wird in wenigen Wochen ein neues Reetdach erhalten. Die Historie des Hauses interessiert mich und heute habe ich von Horst Ramm erfahren, dass sie einst auch in der Jahrhundertwende eine Kaffeerösterei beherbergte. "Durch die Dachluke (die im Bild zu sehen ist) wurden die Kaffeesäcke gezogen", informierte Horst Ramm, dessen Großvater hier Kaffeebohnen röstete. 
--------------
Hohenaspe den 12.8.2021

Altes Reetdachhaus im Drosselweg bekommt ein neues Dach (Teil I)


Wilhelm Schmidt macht mich darauf aufmerksam: Sein sehr altes vermietetes Reetdachhaus erhält in wenigen Wochen ein neues Reetdach. 
"Maike, mach doch mal ein vorher - nachher Foto", bittet mich unser Nachbar und so stehe ich mit der Kamera im Drosselweg bereit. 
Weit über 200 Jahre soll das immer wieder umgebaute Haus sein. Die Restauration vom Dach wird bitter nötig, denn es regnet überall durch. 
Die Dacheindeckung mit dem Schilfrohr darf nur bei trockenem Wetter erfolgen und so wird es spannend. 
Der beauftragte Reetdachdeckerei soll bei der Überprüfung des Daches gestaunt haben, "es ist nirgends ein Draht oder eine Schraube im Dachstuhl zu sehen, ein Indiz dafür, dass das Haus wesentlich älter als gedacht ist."
Wenn das Haus über seine immer wieder wechselnden Bewohner und Hauseigentümer erzählen könnte, hätte es sicher viele Geschichten von einer längst vergangenen Zeit zu berichten. 
So war im Erdgeschoss vor vielen vielen Jahren ein Krämerladen, danach ein Friseursalon und vor wenigen Jahren zog eine afghanische Großfamilie mit 10 Kindern ein, die aber bald nach Neumünster zu ihren Verwandten umsiedelte. 
Auch mit einem Nachmieter wurde der jetzige Besitzer der sehr alten Kate nicht glücklich.
Inzwischen ist der Sohn von Wilhelm Schmidt mit Familie eingezogen - wahrscheinlich freuen sie sich alle über die Aussicht auf ein trockenes Dach. 

Wenn jemand über die Historie des Hauses berichten kann, lassen sie es mich bitte wissen.

-------------------------------

Krempe Januar 2021

Weiße Villa mit trauriger Historie

Als wir neulich bei Krempe wanderten, führte der Weg auch durch die kleinste Stadt Holsteins und hier wurde ich auf eine Villa aufmerksam. 
Bei einer Frau, die sich mit ihren Kindern vor dem Gebäude aufhielt, erkundigte ich mich nach dem auffälligen Haus und sie erzählte sehr ausführlich über die alte Villa.

Das Gespräch machte mich neugierig auf das Anwesen und ich googelte nach den einstigen Bauherren.
Auskunft zur jetzigen Besitzerin erhalte ich von der Kremperin vor Ort: "In der großen Villa schaut ab und an eine betagte feudale Dame vorbei und wenn sie erscheint, wird die Flagge vor dem Haus gehisst", so die Info vor der Villa.

Zu den Fakten: Die Villa Baroda mit dem Park gehört zu den Kulturdenkmälern von Krempe. Sie wurde 1889 von den einstigen Besitzern der Lederwerke Familie Hallenstein erbaut. Die jüdische Unternehmerfamilie beschäftigte zu der Zeit 200 Arbeiter. Ein Artikel über das traurige Schicksal der Familie ist in der SZ HIER zu lesen.

---------------------------------------------
Kellinghusen August 2019

Villa Fernsicht hat bessere Tage erlebt

Auf einem Radweg bei Kellinghusen kam ich zufällig an dieser alten Villa vorbei, die ihre schönsten Tage weit hinter sich hat, aber auf Anhieb kann dem verfallen Haus angesehen werden, dass es eine besondere Vergangenheit gehabt haben muss.
Ein  Hinweisschild am Hauseingang bestätigt meine Vermutung: Das Haus besitzt eine besondere Historie.
 Das Gut mit dem Haus an der Stör war Eigentum vom Kloster Itzehoe und wurde 1845 von einem Hamburger Kaufmann erworben. Der Fabrikant Vidal verkaufte 1870 das Gut an den Hamburger Politiker August Jauch. 1881 bezog der Augenarzt Julius Mannhardt Haus Fernsicht und traf sich hier mit den Schriftstellern Detlev von Liliencron und Theodor Storm .Das Treffen war im Mai 1884.
Von Liliencron schrieb danach am 13. Juni 1884 an Storm: „Ihr gültiges letztes Wort zu mir auf Fernsicht: ‚Sie haben den Punkt gefunden - aber vorsichtiger‘ wird in meiner Todesstunde mir noch ein unsaglich liebes Wort sein. Es was das erste Mal, daß ich einen wirklichen Dichter sah!"

Die Besitzer des Anwesen  wechselten stetig bis es zum Schluss als Seniorenwohnheim genutzt wurde.
Die Fenster weisen auf schreckliche Sanierungsfehler 

Die Villa steht mit einem riesigen Grundstück  schon seit einer ewigen Zeit zum Verkauf und so wie es aussieht, hat es sein Lebensende erreicht.

In der SHZ gab es 2014 einen Artikel über Haus Fernsicht HIER


----------------------------------------------------
Freilichtmuseum Molfsee den 2. Oktober 2018

Norddeutschlands Handwerkskunst in Häusern verewigt

 Die historischen 70 Gebäude mit ihren Geschichten vermitteln eine Zeitreise in das frühere Leben in  Norddeutschland. Eine Dokumentation über das Freilichtmuseum vom NDR HIER
 Alle Häuser präsentieren spannende Geschichten ihrer Erbauung und Nutzung vergangener Zeit.

Ende September 2018

  Auf den Spuren von Martin Luther

Fotos der Reise in das Mittelalter wurden auch unter "Ortswechsel" auf diesem Blog veröffentlicht.
Obwohl wir fast 500 Kilometer gefahren sind, treffen wir in Wittenberg eine alte Bekannte:
Die Elbe, die die Thesen von Luther in die Welt getragen hat.

Innenstadt in Wittenberg mit Blick auf die Schlosskirche mit dem Turm, der den Schriftzug "Ein feste Burg ist unser Gott" trägt, ist der Kaiserkrone nachgebaut.

Die Schlosskirche steht nach Luthers Thesenanschlag im Mittelpunkt der Reformation.
Die Bachläufe wurden in Wittenbergs Innenstadt um 1880 wegen Gestank und Platzmangel abgedeckt.
Seit 1990 gab es Pläne die Bachläufe in der Altstadt wieder zu öffnen.

 Vorerst ging es am Lutherhaus bei der Stadtführung mit sehr interessanten Details vorbei.
Am Nachmittag dann die Führung durch das Lutherhaus, mit dem Museum.
Noch original erhalten und zu sehen ist die Lutherstube.  Hier hat Martin Luther mit Ehefrau, Freunden, Studenten und Kollegen gesessen und seine berühmten Tischreden gehalten.
Damals war es üblich, dass sich alle Gäste des Hauses an der Wand mit Namenszug verewigten. So auch der Namenszug des russischen Zaren an der Wand von Peter der Große von 1712. Dieser Schriftzug sorgte dafür, dass ein russischer Kommandant im April 1945 das Haus unter seinen Schutz stellte.
Das Lutherhaus besitzt die umfangreichste Sammlung zu Luther und der Reformationsgeschichte.

--------------------------------------------------------
An der B 77 - Blauer Lappen (vom 12.2.2018)

Haus hat bessere Zeiten erlebt


Immer wenn ich auf der B 77 an diesem Haus vorbeifahre, habe ich den Eindruck, dass es sich hier um einen vergessenen Ort handelt.
Das schon seit Jahrzehnten verlassene Haus, hat mit großer Wahrscheinlichkeit bessere Tage erlebt.

Gastwirtschaft "Blauen Lappen"

Am 5.3. 2018 wurden Fotos aus der Zeit Mitte der 90er  von Karl-Heinz Nörnberg von der Gastwirtschaft "Blauen Lappen" übermittelt. Vielen Dank für die alten Aufnahmen! 




Heute den 21.2. 2018 erhielt ich eine WhatsApp Nachricht mit Foto von Klaus Stahl, denn er besitzt ein alten gerahmten Zeitungsdruck von der ehemaligen Gaststätte:

Auf dem historischen Foto, das wahrscheinlich um 1900 aufgenommen wurde, scheint die Gastwirtschaft „Blauen Lappen“ in seiner Blüte zu stehen. Klaus Stahl besitzt diese alte Aufnahme und stellte sie zum Abfotografieren zur Verfügung. 

Das Haus, dass seit Jahrzehnten verlassen ist, hat bessere Zeiten erlebt, wie hier unverkennbar zu sehen ist.
Der Name "Blauer Lappen" soll vom blauen Reichsmarkschein stammen.

Die letzten Bewohner verschwanden Ende der 90er, als der Spiegel über den Verein Narconon und deren Geschäftspraktiken auch in diesem Haus berichtete, wurde es meines Wissens nach geschlossen.
Es gibt ein Interview mit einem Teilnehmer, der vor Ort am Narconon-Entzugsprogramm teilgenommen hat HIER.
Aber das Haus muss eine ältere Vergangenheit haben und die interessiert mich.
Beim Grundstück handelt es sich um ein riesiges verwildertes Areal, auf dem mehrere Gebäude stehen, die zur Stadtverwaltung Itzehoe gehören.
 Das direkt an der Straße abgelichtete historische Gebäude,  wird nicht mehr zu retten sein, es fällt langsam in sich zusammen.
Ganz früher soll es eine Gaststätte gewesen sein. Der Kuhstall am Haus wurde vor zirka 30 Jahren zum Hotel umgebaut.
Interessant finde ich den Namen der Straße / der Region: "Blauer Lappen" was bedeutet er?
Klaus Stahl gibt Informationen über den Namen:
" Der blaue Lappen soll vom 100 Reichsmarkschein (blauer Lappen) abgeleitet sein. Aus der  Legende vom ehemaligen Ochsenweg (Jütland nach Hamburg zu den Fleischmärkten)."

Beim Anwesen handelt es sich um einen ehemaligen Gasthof mit Landwirtschaft.
Nach einem Generationenwechsel wurden die Ländereien verkauft und der neuere Anbau mit zwei Wohnungen und schönen Hotelzimmern erstellt.
Es fand sich kein Nachfolger für das Unternehmen, dass immer mehr mit höheren Auflagen für Umbauten zu kämpfen hatte.
Ein potentieller Nachfolger wollte ein Pflegeheim einrichten, doch die Stadt Itzehoe stimmte nach erster Zusage einer Nutzungsänderung für dauerhaftes Wohnen nicht mehr zu.
Die Stadt und später Mitglieder der Scientology übernahmen die Immobilie.

--------------------------------------
Juli 2017

 500 Jahre Reformation 

Da die St. Michaelis Kirche mindestens 736 Jahre alt ist, musste die Hohenasper Kirche den Wandel der Reformation zu spüren bekommen haben.
Wann wurde die St. Michaelis Kirche reformiert?, fragte ich auf dem Gemeindefest  im Rahmen des Reformationsjubiläums den Geschichtsstudenten Jan Ocker aus Hohenaspe.
 Seine Antwort übersandte er schriftlich:
" .... in der Tat kann das Kirchspiel Hohenaspe dabei nicht auf 500 Jahre evangelisch-lutherischen Glauben zurückblicken; erst im Jahre 1560(!) soll es mit Tilomannus Papenhagen den ersten Prediger der neuen Lehre vor Ort gegeben haben."
St. Michaelis 1914

Die Reformation in Hohenaspe – Tilomannus Papenhagen und das Jahr 1560  

Im Rahmen einer im Jahre 2014 am Sophie-Scholl-Gymnasium in Itzehoe erbrachten Besonderen Lernleistung (Abiturprüfungsfach Religion), die den Titel Die Reformation in Schleswig-Holstein. Spurensuche zur Luther-Rezeption in Itzehoe und Umgebung trägt, habe ich mich mit der Reformation in den Kirchspielen des 1544 gegründeten (und 1867 durch die Schaffung eines für die gesamte preußische Provinz Schleswig-Holstein geltenden, in Kiel zentralisierten Konsistoriums aufgelösten) Münsterdorfischen Konsistoriums beschäftigt. Neben den Kirchspielen Beidenfleth, Borsfleth, Breitenberg, Brokdorf, Glückstadt (seit 1620), Heiligenstedten, Hohenfelde, Horst, Itzehoe, Kollmar (seit 1637), Krempe, Krummendiek, Münsterdorf (seit 1646), Neuenbrook, Neuendorf (seit 1637), Neuenkirchen, St. Margarethen, Stellau (seit 1813), Süderau, Wewelsfleth und Wilster gehörte auch Hohenaspe dieser aus dem katholischen Münsterdorfer Kaland hervorgegangenen Synode an.
Martin Luthers im Zuge des berühmten Thesenanschlags im Jahre 1517 öffentlich geäußerten Kritikpunkten an der bestehenden römisch-katholischen Kirche folgte eine reichsweite Debatte über die neue Lehre. Übermittelt durch Studenten, die aus Mitteldeutschland kamen, gelangten die Glaubensvorstellungen mit zeitlicher Verzögerung etwa auch in die Dörfer Nordelbiens. In welcher Form die Kirchorte und ihre Bewohner der neuen Lehre jedoch entgegentraten – diese also etwa annahmen, duldeten oder verweigerten –, kann und muss als höchst verschieden betrachtet werden. Während Luthers Ansichten in einigen Gemeinden des untersuchten Raumes recht schnell im Gottesdienst sowie im geistlichen Leben Einzug gefunden haben sollen – zu nennen seien Krempe, Süderau (1522), Itzehoe, St. Margarethen (1525), Wilster (1526) – stehen dem die Kirchspiele Brokdorf (1549), Krummendiek (1552), Neuenbrook (1556) und Hohenaspe (1560) gegenüber. Obgleich das Kirchspiel Hohenaspe im Vergleich zu den letztgenannten Kirchorten keine Besonderheit darstellen mag, so fällt der – auch mittels der überlieferten Quellen leider nicht wirklich zu begründende – Unterschied zwischen einzelnen Gemeinden innerhalb eines relativ kleinen Territoriums deutlich ins Auge: So gibt die herangezogene Literatur zur schleswig-holsteinischen Kirchengeschichte für Hohenaspe hinsichtlich der evangelisch-lutherischen Glaubenseinführung – im Vergleich zur überregional bedeutsamen Störstadt Itzehoe – einen zeitlichen Rückstand von beachtlichen 35 Jahren an. Ein Erklärungsansatz wäre die Stadttheorie, der zufolge sich bedeutende gesellschaftliche Umbrüche zunächst in größeren Ansiedlungen (Zentren), dann auch in den peripher gelegenen Gefilden verbreiten. Denkbar wäre im Allgemeinen auch ein Konservatismus und Pragmatismus der Bevölkerung; doch auch wirtschaftliche Interessen sowie klerikale und adelige, von Einfluss und Macht geprägte Traditionsbestrebungen sind keineswegs auszuschließen. Letztlich handelt es sich stets um Spekulationen, die – in diesem Falle für Hohenaspe – leider keine endgültige Aussage zulassen.
Dabei wäre insbesondere der zeitliche Abschnitt zwischen 1517 und 1560 von bedeutendem Interesse; nachweislich bekleideten – wie Martin ECHT dies in seiner Studie zu den Krummendieks herausfinden konnte – Johan Loft (um 1520), Johan von Brömingh (um 1541) und Jakob Eluer (um 1549) das priesterliche Amt in Hohenaspe. Diese werden jedoch allesamt als Anhänger der katholischen Lehre angesehen. Ob sie sich fest in die Tradition des Katholizismus einordneten oder der neuen Lehre in gewissen Punkten offen gegenüberstanden – im Sinne der so genannten Reformkatholiken, zu denen etwa der dänische König Friedrich I. gehörte –, muss unbeantwortet bleiben. Erst das Jahr 1560 (vermutlich war Jakob Eluer verstorben) wird für die hiesige Kirchengemeinde ein Glaubenswechsel vollzogen worden sein, der unzweifelhaft mit dem Namen Papenhagen zusammenhängt. Der Vorname des Mannes lautet Tilomannus (in einigen Werken auch als Tilemanus oder eingedeutscht Tilemann zu finden). Wenn im 19. Jahrhundert sowohl bei Heinrich SCHRÖDER
(1840) als auch bei Heinrich Georg Wilhelm HANSEN (1895) weitestgehend Unkenntnis über diesen Hohenasper Prediger herrschte, so können im Zuge neuerer Forschungen einige wichtige, wenngleich immer noch sehr lückenhafte Informationen über Tilomannus Papenhagen gegeben werden: Wie aus den entsprechenden Matrikeln ersichtlich wird, hat sich dieser im Dezember des Jahres 1545 an der Wittenberger Universität für das Wintersemester 1545/46 sub tertio Rectoratu bei Augustinus Schurpff, Doktor der Medizin, eingeschrieben. Neben Rostock galt Wittenberg in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als deutsche Eliteuniversität; eine Auswertung der ersten evangelisch-lutherischen Prediger auf dem Gebiet des Münsterdorfischen Konsistoriums ergab, dass die Geistlichen fast ausnahmslos ihre Bildung in einer dieser beiden Städte genossen.
Während über Papenhagens Geburtsjahr keine Angabe gemacht werden kann, liefert die Liste der Leucorea (griechischer Name für [die Universität] Wittenberg) bezüglich des Heimatortes folgenden Eintrag: Kalenbergensis. Doch gerade dieses vermeintlich eindeutige Kalenberg erweist sich als keineswegs unkompliziert: Orte dieses Namens liegen etwa bei Oldesloe (diese Herkunft gab Bernd LANGMAACK an), in den Niederlanden, in Pommern und in Niedersachsen (diese Heimat nannte Adolf ULRICH). Außerdem handelt es sich hierbei um einen Stadtteil Magdeburgs – so will Ernst-Walter PAASCH in seinem 2010 publizierten Artikel Tilomannus Papenhagen als einen Magdeburger wissen. Aus den Wittenberger Matrikeln geht diese Herkunft des späteren Hohenasper Predigers leider nicht mit klarer Sicherheit hervor, weshalb Magdeburg als möglich, jedoch nicht als definitiv gesichert gelten kann. Ob Papenhagen vor seinem Dienstantritt in Hohenaspe im Jahre 1560 bereits eine Pastorenstelle innehatte, darf vermutet, kann jedoch weder verifiziert noch falsifiziert werden. In unbekanntem Alter verstarb er dann – nach 30jähriger Tätigkeit als Geistlicher des Kirchspiels Hohenaspe – 1590; ihm folgte Nikolaus Wilde († 1618) nach.
Im Kontext der Einsetzung Tilomannus Papenhagens im Jahre 1560 sollte zwangsläufig auch die etwa zeitgleich unter dem Patronat Schacks von Krummendiek entstandene Kanzel – die als ein Relikt des 16. Jahrhunderts eine Besonderheit zumindest innerhalb Holsteins darstellt – Erwähnung finden. Mit Verweis auf den Abschnitt der Predicatio (Predigt), deren Bedeutung in der von Johannes Bugenhagen – einem engen Vertrauten Martin Luthers – ausgearbeiteten und 1542 eingeführten schleswig-holsteinischen Kirchenordnung festgehalten ist, bildete die Kanzel neben dem Altar fortan einen weiteren optischen Mittelpunkt des evangelischlutherischen Gottesdienstes (als Folge daraus entstand zudem das Kirchengestühl, wie es in Hohenaspe anhand einiger erhaltener Bänke für das ausgehende 16. Jahrhundert bewiesen werden kann). Den Fuß der Kanzel schmückt eine Blume, namentlich eine Iris (griechisch für Regenbogen), wobei auf die Genesis (1. Buch Mose, 9, 12f.) verwiesen sei: Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen bei euch hinfort ewiglich: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Die Verbindung zwischen Gott im Himmel und den Menschen auf Erden symbolisierend, nutzte der Patronatsadel der Krummendieks das hölzerne Bauwerk, um ausgewählte Personen der Linie hierauf plastisch darzustellen. Die bei der zeitlichen Übereinstimmung von Kanzel und erstem evangelisch-lutherischen Prediger aufkommende Frage allerdings, wer nun zuerst in der Kirchengemeinde war und ob es – keineswegs ausgeschlossen – einen Kausalzusammenhang gab, muss – wie viele andere Aspekte der Hohenasper Reformationsgeschichte – bedauerlicherweise (bislang) unbeantwortet bleiben.  
Während sich also neben dem Namen Tilomannus Papenhagen und dem Jahre 1560 insbesondere die noch heute genutzte Kanzel im Zusammenhang der Reformation im
Kirchspiel Hohenaspe als bedeutend erweist, sei im Rahmen der lutherischen Gedenkkultur zudem noch auf einen wenig beachteten und stark verwitterten Gedenkstein, der den Namenszug Luther trägt und seit der Hofplatzsanierung im Jahre 2007 an der Zufahrt zum Alten Pastorat steht, verwiesen.    
Literatur zu Tilomannus Papenhagen:
ARENDS, Otto Frederik: Gejstligheden in Slesvig og Holsten fra Reformationen til 1864:  personalhistoriske undersøgelser, Bd. 2, Kopenhagen 1932, S. 134.
ECHT, Martin: Die Krummendieks von der Bekau, Neumünster 1993, S. 170.
FÖRSTEMANN, Karl Eduard (Hg.): Album academiae Vitebergensis. Ab a. Ch. MDII usque ad a.  MDLX, Leipzig 1841, S. 228f.
HANSEN, Heinrich Georg Wilhelm: Chronik des Kirchspiels Hohenaspe mit Drage, Ottenbüttel, Aspe,  Friedrichsruhe und Christinenthal, Hohenaspe 1895 [ND Itzehoe 1974], S. 20.
LANGMAACK, Bernd: Die Pastoren des mittelholsteinischen Kirchspiels Hohenaspe von der  Reformation bis zur Agrarreform, in: Die Heimat. Zeitschrift für Natur- und Landeskunde von  Schleswig-Holstein 99 (1992), H.1, S. 19-29.
PAASCH, Ernst-Walter: Magdeburger an frühen deutschen Universitäten. Teil 6 und Ende:  Universitäten Wittenberg, Würzburg und Zerbst, in: Monumenta Guerickiana 18/19 (2010), S.  183-219.
SCHRÖDER, Heinrich: Versuch einer Geschichte des Münsterdorfischen Consistoriums im  Herzogthume Holstein, so wie den zwei und zwanzig unter dasselbe gehörigen Kirchen und  deren Prediger seit Einführung der Lutherischen Lehrverbesserung, 3. Lieferung: Geschichte  der Kirchen und Prediger zu Crempe, Glückstadt, Heiligenstedten, Hohenaspe, Hohenfelde,  Horst, Itzehoe, Krummendiek, St. Margarethen und Münsterdorf; nebst 4 Beilagen, in:  MICHELSEN, Andreas Ludwig Jakob (Hg.): Archiv für Staats- und Kirchengeschichte der  Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg und der angrenzenden Länder und Städte,  Bd. 4, Altona 1840, S. 61-265.
ULRICH, Adolf: Niedersächsische Studenten auf fremden Universitäten, in: Zeitschrift des historischen  Vereins für Niedersachsen 54 (1889), S. 199-280.
Literatur zur allgemeinen Reformationsgeschichte in Schleswig-Holstein:
GÖBELL, Walter (Hg.): Die Schleswig-Holsteinische Kirchenordnung von 1542 (Schriften des Vereins  für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, Reihe I, Bd. 34), Neumünster 1986.
LAU, Georg Johann Theodor: Geschichte der Einführung und Verbreitung der Reformation in den  Herzogthümern Schleswig-Holstein bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts, Hamburg  1867.
PAULS, Volquart: Geschichte der Reformation in Schleswig-Holstein (Schriften des Vereins für  schleswig-holsteinische Kirchengeschichte 1. Sonderheft), Kiel 1922.
St. Michaelis-Kirche 1925

---------------------
11.5. 2017 Unewatt

Musemumsprojekt in Unewatt vorgestellt

Alte Windmühle wird von den Landfrauen Hohenaspe besucht
Windmühle Fortuna im Museumsprojekt Unewatt
Führung startet am Marxenhaus

Unewatt liegt an der B 199 zwischen Flensburg und Kappeln. Das „Dorf mit Museum“ oder das „Museum mit Dorf“ zu besichtigen, stand im Tagesprogramm an erster Stelle.
Es ist ein ungewöhnliches Museumsprojekt in Schleswig-Holstein: Im Dorf Unewatt/ Langballig sind fünf Museumsinseln (Gebäude) vorhanden, die fußläufig auf einem ausgeschilderten Rundweg erreicht werden  können.
 Im  Museumsdorf in Angeln, in dem ca 70 Bewohner leben, empfing die Ausflügler an diesem Tag Museumsleiterin Inga Latendorf am historischen Marxenhof.
Das alte Gebäude von 1626 (!) ist ein südangelner Fachhallenbau. Das gut erhaltene Haus stand einst in Süderbrarup und musste dort abgetragen werden, da der Platz benötigt wurde. Nach langen Überlegungen und Planungen wurde es in Unewatt in den 80-er Jahren wieder aufgebaut.
Marxenhaus in Unewatt
Mit diesem Aufbau entwickelte sich der Plan, den ganzen Ort (seit 1993) mit in das Museumsprojekt einzubeziehen, da Unewatt weitere historische Gebäudekomplexe besitzt, die alte Geschichte und Geschichten erzählen. Im kulturhistorischen Rundweg wurden diese Stationen vorgestellt.
Buttermühle in Unewatt
Bemerkenswert zum Beispiel die Buttermühle: Eine funktionsfähige Anlage von 1862, die zeigt, wie mit Wasserkraft eine Meierei in der stromlosen Zeit betrieben wurde.
Findige Unternehmer hatten hier bis 1920 einen Butterhandel aufgebaut, deren Produkte per Post verschickt wurden.
Die Wasserkraft wurde über Drehkranzgetriebe ins Innere des Gebäudes geleitet und trieb dort ein Drehbutterfass an.
Windmühle in Unewatt
Der weitere Weg führte zur Windmühle „Fortuna“ (1878). Der Gallerieholländer mit den Maschinen und Geräten gaben  Einblick in die historischen Arbeitsabläufe der Getreideverarbeitung.
Nach der Einkehr in einem Gasthaus, hier konnte sich die Gruppe bei einem Mittagsmahl stärken, wurde die nach einem Brand wieder aufgebaute Christesen-Scheune (1895) erkundet.
Die Ausstellungshalle präsentiert alte Geräte, die vor etlichen Jahren in der Landwirtschaft eingesetzt wurden.
Besonders sehenswert sind hier auch die großformatigen Gemälde von Hinrich Detlef Hinrichsen (1832-1925), der als Rentner 1000 Gemälde von den Betrieben in Angeln auf die Leinwand brachte.
Neulich in Unewatt
-----------------------------------
Kreis Steinburg im Januar 2017

Wandbemalung aus dem 18 Jahrhundert


Kennen sie sich mit den alten historischen Gebäuden im Kreis Steinburg aus?
Wenn ja, dann wissen sie vielleicht, wo ich den neugierigen lebensgroßen Mohr fotografiert habe.
Das Wasmer-Palais in der Königsstraße in Glückstadt hat in all seinen Jahren viel erlebt.
Wenn dieses Gebäude sprechen könnte, was würde es uns erzählen?
Von seinem Bauherren, der Familie Wasmer, die sich mit dem Bau des Palais finanziell übernommen hatten oder aus der Zeit als es Regierungskanzlei war?
1806 beherbergte das Gebäude die oberste Verwaltungs- und Justizbehörde des Landes.
Später wurde es als Kaserne genutzt und danach wurde es zur Knabenschule umfunktioniert.
 Das Palais diente im 2. Weltkrieg als Marinelazarett.
Ein paar ältere Herren aus Glückstadt, die ich zufällig am Hafen traf, erzählten, dass damals auch eine Apotheke im Haus war. Sie konnten mir detaillierte Beschreibungen der Einrichtung der Apotheke liefern.

Wenn das alte Gebäude reden könnte, müsste es auch von seinen Krankheiten erzählen:
Es wurde sanierungsbedürftig. Schwamm breitete sich aus, die Fassade bröckelte.
2008 wurde es kostenaufwendig  mit Fördermitteln restauriert und gilt seitdem als Kulturdenkmal .
 Inzwischen ist die Volkshochschule dort eingezogen. In den Räumen wird zum Beispiel musiziert und die Klänge tönen durch das Treppenhaus.
Das Treppenhaus fasziniert mich extrem. Sind es die Farben, das alte Holz, der Geruch?
Wenn ich das Treppenhaus betrete, ist es für mich, als wenn ich plötzlich in einer anderen Zeit angekommen bin.
Ein Brautpaar habe ich hier vor einiger Zeit fotografiert und ich bat die Braut, ohne einem Schuh die Treppe in ihrem langen Kleid für das Foto herunterzulaufen. Es war eine ganz spontane Idee, denn die Kulisse stimmte für das alte Märchenmotiv.

Der Mohr beschäftigte mich und ich wollte wissen, warum er hier im Treppenhaus an der Wand ist.
Da ich keine Information über ihn im Netz fand, rief ich bei der Stadtverwaltung an und erkundigte mich nach der alten Wandbemalung.
Mir wurde Frau Reimann-Möller (vom Detlefsen - Museumsverein) empfohlen und mit dieser Information war mir geholfen. Frau Reimann Möller schrieb:
"Begüterte Leute in einem früheren Jahrhundert hielten sich Mohren als Butler, und wer sich keinen leisten konnte, der malte sich einen. 
Als ich neu in Glückstadt war, um 1955, hat mein Lehrerkollege Klaus Meinert, der auch Leiter der Glückstädter Speeldeel war, den Mohren aus Eigeninteresse restauriert."


Laut Facebookseite "Glückstadt in Ansichten", gab es den Mohren schon im 18 Jahrhundert als Wandbemalung im Wasmer Palais.

-----------------------------------------------------------------------------------

Alte Scheune von 1710 auf dem Gut Mehlbek

Die historische Fachwerkscheune soll zu den ältesten und schönsten Schleswig-Holsteins gehören.
Sie wurde im Gemeindewappen von Mehlbek aufgenommen.

Die Fachwerkscheune mit reetgedecktem Krüppelwalmdach, dass typisch für die Region der Geest war und ein tief herabragendes Dach bietet.
Die außergewöhnliche enorme Größe der Scheune, spricht dafür, dass jede Menge Heu, Stroh und Korn gelagert werden musste.
Das adlige Gut, das sich bis 1873 aus den Dörfern Mehlbek, Kaaks, Huje und Teilen von Hohenaspe zusammensetzte, war ein Geschenk vom Dänenkönig Christian III an Johann Rantzau (1538)
Im Wirtschaftgebäude des Gutes wurde z.B. ungedroschenes Getreide eingelagert, dass im Winter gedroschen wurde.
Die gut erhaltene Scheune ist einzigartig in unserer Region. 
Sie zeigt kaum Umbauten, die in die ursprüngliche Substanz eingegriffen hätten.
 Ein 305 jähriges Gebäude weist eine Handwerkskunst auf, die es in der heutigen Zeit kaum noch zu finden gibt. Wo wird heute noch für die Ewigkeit gebaut?

In diesem Gebäude war und ist eine gut durchlüftete Speicherung möglich.

Die Scheune besitzt 2 Einfahrten, aber nur eine Ausfahrt

----------------------
Oelixdorf den 13.9.2015

Tag des offenen Denkmals

Seit 1993 findet der Tag des offenen Denkmals immer am 2. Sonntag im September statt.
Im Kreis Steinburg gab es unter dem Thema " Handwerk, Technik und Industrie" in diesem Jahr 17 Ausstellungsorte.
Ein historischer Bau stand zum Beispiel in Oelixdorf unter fachkundiger Führung zur Besichtigung.
Zahlreiche interessierte Besucher fanden sich in dem alten Bauernhaus ein und erhielten Informationen zu den laufenden Sanierungsarbeiten. Es war ein ständiges Kommen und Gehen an diesem Tag.
Der Förderverein bot nicht nur Auskünfte über ihr Projekt: Mit Kaffee und Kuchen luden sie die Gäste zum Bleiben ein.

Die Alte Kate in der Oberstraße ist ein kleiner Haubarg (Barghus), also die Dielentür liegt seitlich im alten Reetdachhaus von 1671, das ursprünglich eine Scheune war.
1860 wurde die Scheune mit einem Altenteil erweitert, wie uns der 2. Vorsitzende des Fördervereins Alte Kate Oelixdorf e.V. Hans-Georg Ihme berichtete.
Die alte Kate wurde zwar immer wieder nach Bedarf in all den Jahren umgebaut, aber das 344 Jahre alte Mauerwerk mit den Balken und Boden ist teilweise erhalten und weisen eine alte Handwerkskunst auf, die ein Kulturgut darstellt.
Dieses Kulturgut musste vorerst entdeckt werden.
 Im Jahre 2005 kaufte das Haus der gegründete Förderverein der Gemeinde für einen Euro ab.
2007 wurde die Kate unter Denkmalschutz gestellt.

Nicht alle Oelixdorfer waren zu Beginn vom Vorhaben des Vereins begeistert.
 Der Kate fehlten damals noch 2-3 große Stürme und sie wäre in sich zusammengefallen.
Das Gebäude mit dem kaputten Reetdach war ein einziger Jammerhaufen, wie auch auf den alten Aufnahmen zu sehen ist.
"Riet den Shit af ! " meinten zahlreiche Bürger im Ort.
Was der Verein hier bislang an Sanierungsarbeiten geleistet hat, ist enorm.

Es gab reichlich zu tun für den Förderverein mit seinen 120 Mitgliedern.
Die Veränderungen im und am Haus wurden all die Jahre dokumentiet

 Das Ergebnis kann sich inzwischen schon zeigen lassen.
 Seitdem das Dach neu gezimmert und mit Reet eingedeckt wurde, sind die Kritiker leiser geworden.
 Die alte Gaststätte (ebenafalls Reet gedeckt) mit dem intackten Backhaus in direkter Nachbarschaft der Kate bilden nun ein sehenswertes Gesamtkonzept, auf das die Gemeinde Oelixdorf recht stolz sein kann.
Eine Besonderheit der Kate ist das große Dielentor in der Einfahrt und das kleinere Tor auf der anderen Hausseite, denn die abgeladenen Fuder Heu/Stroh benötigten keine große Ausfahrt.
 Es gibt noch viel zu tun - auch in der alten Kate. Hier präsentiert Hans-Georg Ihme die Küche des Hauses mit der Feuerstelle. Der Verein will in diesem Haustrackt wieder eine Wohnung einbauen.

Die im Bauernhaus fest in die Wand eingebaute Schlafstätte - Alkove genannt, ist trotz aller Umbauten erhalten geblieben.
"In dieser Alkove schliefen links die Eltern und rechts alle Kinder der Familie", so Ihme.
Aus dieser Zeit stammt das Wort "Bohnen in den Ohren", aber die Geschichte lassen sie sich bitte von Herrn Ihme selbst erzählen.


-----------------------------

den 26.7.2015

Klosterführung in Wienhausen (Nähe Celle)

Auszug aus meinem Bericht über einen Ausflug nach Niedersachsen:

Im Kloster selbst durfte ich nicht fotografieren und so muss ich allein aus meiner Erinnerung von der Führung berichten.
Die stündlichen Führungen werden von den Bewohnern - also von den  Konventualinnen durchgeführt.
Kloster Wienhausen mit Storchenhorst - direkt darunter soll sich ein Falkennest befinden.

Klosterhof Wienhausen

Die evangelischen Stiftsdamen haben sich für das Leben im Kloster nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung - finanziell unabhängig und unter 65 Jahren (auch verwitwet oder geschieden) entschieden.
Dabei muss man sich nun nicht vorstellen, dass die 11 Frauen wie die Nonnen in alter Zeit im Konvent leben. Sie bewohnen alle eine abgeschlossene 3 Zimmerwohnung und leben aber gleichzeitig in einer christlichen Gemeinschaft.
Die Klosterordung verlangt, dass sie einmal in der Woche einen Gottesdienst besuchen und dass sie Führungen für die Öffentlichkeit durchführen.
 Aufgaben im  Haus mit den zahlreichen Kunstschätzen gibt es viele und soziale Aufgaben in der Gemeinde werden nach Neigung übernommen.
Urlaub können die Damen im Kloster Wienhausen auch nehmen, nur nicht gerade in der Sommerzeit, denn dann sind außerordentlich viele Touristen an Führungen durch das Kloster interessiert.
Im Gegenzug kümmert sich die Klosterkammer bis ins hohe Alter auch bei Krankheit um die Konventualinnen.
Bei der letzten Führung an diesem Tag bin ich die Einzige und finde den Aufwand für mich allein zu hoch und möchte wieder gehen.
Die Konventualin besteht darauf, dass ich bleibe und so bekomme ich eine ganz persönliche Führung, die mir eigentlich nicht so recht ist, da es so manche Dinge gibt, die mich nicht so sehr interessieren (wie zum Beispiel Gemälde mit Szenen aus der Bibel ) und so muss ich die ganze Zeit präsent sein.

Dabei sind die gotischen Malereien im Nonnenchor (bitte dem Link einmal folgen, damit sie wissen wovon ich schreibe), die Szenen aus der Schöpfergeschichte sowie aus dem Leben Jesu zeigen etwas ganz besonderes.
Bei Restaurationsarbeiten am Fußboden wurden in diesem gotischen Sakralraum  unter den alten dicken Eichenbohlen die ältesten erhaltenen Brillen 1953 entdeckt. Die Nietbrillen stammten aus dem 14. Jahrhundert.
Für die Nonnen müssen die Gottesdienste hier im Winter ein Qual gewesen sein, da das Kloster in diesem Teil nicht geheizt wurde/ geheizt werden konnte.
Die offenen Wand zur St. Marien- Kirche wurde wegen der Kälte geschlossen.
Allein die Führungen im Winter sollen nur mit äußerst dicker Kleidung möglichen sein.

 Mich  faszinieren die Kreuzgänge, die Farben, das alte Mauerwerk, der Klinker, die Gerüche, die rot blühenden Geranien in den alten Fenstern, das verarbeitete, schon so viele Hundert Jahre alte Holz - sei es in Dielen, Türen, Bänken, als Balken und als wir den "Kistengang" betreten bekomme ich Gänsehaut.
Eine Zeichnung von den Räumen mit den Zellen der Nonnen finde ich im Netz  HIER.

Die 61 Truhen aus dem Mittelalter sind nicht mit wenigen Worten beschreibbar.
 Es sind ganz unterschiedliche Truhen, von denen jede für sich ein Kunstwerk ist.

 Es sind Truhen der adeligen Frauen, die im 14. Jahrhundert bis zum 16. Jahrhundert in den Orden eintraten.
In den " Kisten" war die Mitgift der Frauen, denn Geld, Güter und Werte mussten die jungen adeligen Frauen / Mädchen mitbringen, um in das Kloster eintreten zu können.
Die Konventualin erklärt, dass aus diesen Truhen der Begriff " auf den Hund gekommen " stammt.
Der auf dem Boden der Truhe aufgemalte  Hund – Symbol für einen Wächter – signalisierte, wenn wenig Geld oder Waren in der Truhe waren, dass man den Hund sehen konnte, dann war er/sie „auf den Hund gekommen“.
Weiter wird berichtet, dass das Kloster alle Kriege gut überstanden hat. Erst durch die Reformation verlor das Kloster einen Gebäudeteil und klösterlichen Besitz.
Zur Reformationszeit weigerten sich die Nonnen, den protestantischen Glauben anzunehmen und Herzog Ernst der Bekenner wurde das zu bunt.
 Er ließ nach langen Streitigkeiten einen Gebäudekomplex 1531 abreißen und nahm damit dem Frauenkloster die Möglichkeit Nahrung für die zahlreichen Bewohner des Klosters zu lagern.
Außerdem wurde Besitz eingezogen und da gaben die Klosterfrauen auf.
Heimlich wurde noch 100 Jahre später die Aufnahme ins Kloster als Sakrament vollzogen.
Die St. Marien-Kirche am Kloster von 1051. Erst später wurde das Kloster unter Veranlassung vonAgnes von Landsberg  (Schwiegertochter von Heinrich dem Löwen) gegründet.


---------------------------------------------------

Kleve den 11.7. 2015

Gut Krummendiek in Kleve (Kreis Steinburg)


 Das Gutshaus wurde 1812 bis 1814 neu erbaut und hat auch vor dieser Bauzeit eine historische Vergangenheit, wie aus der Beschilderung vor dem Gutshaus zu erfahren ist. 

1899 gelangte das Gut von der Familie Meurer an die Familie Holst, in deren Besitz es sich noch heute in vierter Generation befindet. Die Familie bewirtschaftet das Gut als landwirtschaftlichen Betrieb.


--------------------------------
Itzehoe /Prinzeßhof den 13.11.2014

Großes Interesse an historischen Bauernhäusern

Der Heimatverband Kreis Steinburg e.V. lockte zahlreiche Fans alter Bauernhäuser. 

Mit dem  Vortragsangebot  von Christine Scheer "Bauernhäuser in der Wilster- und der Krempermarsch von 1560-1930“ wurde die Geschichte der Häuser lebendig. 

  Im Veranstaltungssaal vom Prinzeßhof in Itzehoe waren fast alle Plätze besetzt.
Alte Bauernhäuser prägen seit vielen Jahrhunderten die hiesige Landschaft. Die Geschichte der Entwicklung der  Bauten in der Marsch, schilderte die Architektin aus Wewelsfleth in einer Einführung: Die Marschbauern mussten sich im 16 Jahrhundert etwas einfallen lassen. Das fruchtbare und hinter dem Deich tiefer gelegene Marschland stand zu dieser Zeit im Landesinneren ständig unter Wasser. Erst mit Hilfe der eingewanderten, glaubensvertriebenen Holländer, bekam man das Land unter Kontrolle. Entwässerungsgräben und an die 750 (!)  Schöpfmühlen wurden gebaut. (Inzwischen steht nur noch eine Einzige in der Wilstermarsch)
Schöpfmühle in der Wilstermarsch Foto Dezember 12
 Erst die Wasserwege machten den Transport vom geernteten Getreide möglich.  Im Landesinneren der Marsch wurden Rinder gehalten. Die Herstellung des Schnittkäses ergab einen wichtigen Wirtschaftsfaktor. Die Marschbauern verbesserten ihren Lebensstandart. Es entstanden zwei unterschiedliche Haustypen: Das Husmannshus (Niederdeutsche Fachhallenhaus) und das Barghus. Letzteres gab es nur in der Wilstermarsch und wurde in der Innenmarsch – also bei den Grünlandbetrieben mit Milchvieh gebaut. Das Husmannshus dagegen in der Architektur- im höher gelegenen Bereich der Elbe, Stör und Wilster-Au mit dem Ackerbau. Der augenscheinlichste Unterschied dieser beiden Bauwerke ist das Dielentor der historischen Bauernhäuser. Beim Husmannshus liege es in der Mitte vom Gebäude und beim Barghus liegt die Dielentür seitlich. Das Dach ist im Gegensatz zum Husmannshus gedrungen. Die Erde vom Hofgraben wurde aufgeschüttet und darauf wurde das Bauernhaus in der Marsch gebaut. Gepflanzte Linden um das Gebäude hielten es trocken.
Mit zahlreichen Beispielfotos ab 1926 aus dem Archiv von Pastor Rickers präsentierte Christine Scheer die geschichtsträchtigen Hofstellen mit den eindrucksvollen Reetdachhäusern und Gärten.
Restauriertes Bauernhaus in der Elbmarsch Foto Okt. 12

Viele der auf den Fotos gezeigten Häuser, gibt es nicht mehr. Sie brannten ab oder wurden abgerissen - einige wenige davon  in Molfsee (Freilichtmuseum bei Kiel) wieder aufgebaut.
Hier wird keine alte Bauweise mehr präsentiert. Es blutet einem das Herz, wenn man die verkohlten Reste einer Handwerkskunst schon von weitem sieht. Das alte reetgedeckte Bauernhaus in Groß Wisch (Ortsteil von Wewelsfleth) ist vor 3 Jahren abgebrannt. Die Besitzer des Hauses (ein älteres Ehepaar) konnten sich in letzter Minute in Sicherheit bringen. Inzwischen wurde die Brandruine total abgetragen.

Soll das die Zukunft der besonderen Bauwerke sein? Die alten Bauernhäuser prägen seit vielen Jahrhunderten unsere Marschlandschaft in Schleswig-Holstein– doch die Gebäude sind gefährdet. Ihre Erhaltung ist kostenintensiv und die Aufteilung der Räume entspricht nicht mehr dem Zeitgeist.

 Das Amt "Untere Denkmalschutzbehörde" im Kreis bietet finanzielle Unterstützung und möchte beraten. Sie versteht das teilweise konfliktreiche Verhältnis mit den Landwirten, die ein historisches Anwesen besitzen, nicht. Die Liste der bereits unter Denkmal gestellten Anlagen im Kreis Steinburg ist HIER einsehbar.
Meine Frage zu den zahlreichen Auflagen des Denkmalschutzes wird barsch vom Moderator abgeblockt, dafür erhält er Beifall aus den ersten Reihen der Zuschauer. Es gehört nicht zum Thema, so die verblüffende Aussage.
Ein junger Landwirt aus der Elbmarsch spricht mich nach der Veranstaltung an. Es wäre ein Wespennest in das ich da geraten sei. Er hätte gerade große Sorge darum, dass sein Haus unter Denkmalschutz gestellt wird und wäre aus diesem Grund zu dieser Veranstaltung gekommen. Der junge Mann  möchte sein Haus umbauen  und hat Angst vor den zahlreichen Auflagen. Nicht der Einzige, der mir gegenüber das so sensible Thema anspricht. In der Marsch zieht sich das Anliegen von Hof zu Hof.
 Ist es die Angst vor dem Geist der Bevormundung?

Beate von Malottky – von der Denkmalschutzbehörde vom Kreis Steinburg schreibt:

 "Kulturdenkmale mit landwirtschaftlichem Hintergrund gibt es ca. 250 im Kreis Steinburg. Es handelt sich um Fachhallenhäuser, Barghäuser, Güter, Katen, Scheunen und Backhäuser. Davon sind ca. 60 Gebäude in das Denkmalbuch eingetragen.
 Für den Erhalt von Baukultur ist deren Nutzung ein zentrales Thema.
Aus diesem Grund ist es uns immer wichtig, gemeinsam mit den Eigentümern und Nutzern Lösungen für den Erhalt zu finden.
Ein ungenutztes Denkmal ist immer in seinem Bestand gefährdet. Ich betreue den Bereich Denkmalpflege im Kreis Steinburg seit 7 Jahren. In dieser Zeit habe ich gerade im ländlichen Bereich sehr positive Erfahrungen mit Denkmaleigentümern gesammelt. Es wurden durchweg gute Lösungen gefunden, die auch die Bedürfnisse der Nutzer erfüllten.
Ich denke, der Vortrag von Frau Scheer war ein sehr gelungener Beitrag, der die besondere bäuerliche Baukultur der Elbmarschen veranschaulichte, uns allen aber auch deutlich machte, dass wir sehr sorgsam und verantwortungsvoll mit dem Erbe umgehen sollten, denn unsere Lebenszeit nimmt nur einen Bruchteil des Alters dieser Häuser ein.
Die Antwort von Frau Scheer auf Ihre gestellte Frage ist eine gute Brücke, um Vorurteile und Ängste gegenüber der Denkmalpflege abzubauen. Diese Brücken sind sehr wichtig für die Zukunft vieler dieser beeindruckenden Bauernhöfe, die uns Frau Scheer so lebensnah vorgestellt hat."

------------------------------------------------------

Wilster den 19.6.2015

Das Doos'sche Haus erhält aus dem Denkmalschutz-Förderprogramm des Bundes Unterstützung zur Sanierung

Nicht mit leeren Händen betritt der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Steinburg / Dithmarschen Süd - Mark Helfrich das Neue Rathaus (Baujahr 1780) in Wilster.
Das Gebäude übertrug Charlotte Doos 1829 nach ihrem Tod der Stadt Wilster.

Ein Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes stellt 40.000€ für die Bewahrung eines regionalen Kulturdenkmals bereit.
Aus diesem Sonderprogramm werden in Deutschland dringende Substanzsicherungs- und Restaurierungsarbeiten an wertvollen kleineren Denkmale in Städten und Gemeinden gefördert, die einen wesentlichen Teil des kulturellen Erbes in Deutschland bilden.

 „In diesem Jahr hat der Deutsche Bundestag 20,84 Mio. € für das Denkmalschutz-Sonderprogramm bereitgestellt. Von den deutschlandweit insgesamt 124 geförderten Projekten sind 6 aus Schleswig-Holstein“, so der CDU-Bundestagsabgeordnete für Steinburg, Dithmarschen Süd und Bad Bramstedt.
 Bürgermeister Walter Schulz aus Wilster (rechts)  freut sich über den Förderbescheid

Mark Helfrich  verschafft sich einen Überblick über die bereits enorm gelaufenen Restaurierungsarbeiten der letzten Monate. 
 Nicht wieder zu erkennen, was der Lübecker Master Restaurator Jarek Kulicki  aus Lübeck im Gartenzimmer vom ehemaligen Herrschaftshaus Doos unter Tapeten und Farbanstirchen für alte Wandzeichnungen zum Vorschein gebracht hat. Auch die Stuckrestaurationen wurden vom Restaurator durchgeführt.


Vom Gartenzimmer der Blick in den Park mit den Statuen aus dem abgetragenen Drager Schloss
In der Presseerklärung heißt es:
Das Neue Rathaus wurde bereits in Jahr 1966 in das Denkmalbuch des Landes Schleswig-Holstein eingetragen. Anders als der Name es vermuten lässt, wurde es bereits 1785 für den Kanzleirat Johann Hinrich Doos als Wohnhaus für sich und seine Familie errichtet. Fast die gesamte Ausstattung mit Möbeln, Gemälden, Leuchtern und Statuen für den Gartenbereich entstammt dem 1785 zerstörten Schloss Friedrichsruh. Es gilt als „Juwel vornehmer bürgerlicher Bau- und Einrichtungskunst". 1828 stiftete die Witwe Doos das voll eingerichtete Haus mit anschließendem Garten und Nebengebäuden der Stadt mit der Auflage unveränderter Erhaltung. Trotz Verlusten an Mobiliar und des Gartenhauses stellt es heute noch das geschlossenste und schönste Beispiel großbürgerlicher Wohnkultur des 18./19. Jahrhunderts im Lande dar.
Bis zum Jahr 2005 war es Sitz der Verwaltung der Stadt Wilster. 
Heute wird das Gebäude als Stadtbücherei und Stadtarchiv genutzt. Auch finden dort öffentliche Veranstaltungen wie Lesungen, Trauungen sowie die Sitzungen der Ratsversammlung statt. Die Stadt Wilster hat in den letzten Jahren enorme Mittel akquiriert, um nach der Sanierung des Alten Rathauses auch die Sanierung des Neuen Rathauses vorantreiben zu können.
Auch Bürgerinnen und Bürgern aus der Region und ein Förderverein sammelten Spenden ein.

 „Mir liegt es sehr am Herzen, dass historische Bauwerke in meinem Wahlkreis erhalten bleiben.
Die Unterstützung durch Fördermittel des Bundes ist für die Stadt daher eine große Hilfe.
Jetzt kann die Sanierung des Neuen Rathauses endlich fortgesetzt werden.
 Damit bleibt es der Stadt Wilster und nachfolgenden Generationen dauerhaft erhalten "Ich freue mich auf den Baufortschritt in den nächsten Monaten“, so Helfrich abschließend.

Im Rückblick: 

Wilster den 20.10.2014

Ein Haus voller Geschichte und Geschichten

Das ehemalige Palais der Familie Doos in Wilster
Der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Steinburg / Dithmarschen Süd - Mark Helfrich -informiert über das Bundes- Denkmalschutz-Sonderprogramm im Neuen Rathaus in Wilster und lässt sich den Werdegang der Restaurationsarbeiten im historischen Haus - Baujahr 1780 -zeigen.
Einen Überblick vor Ort verschaffen: Bürgermeister aus Wilster -Walter Schulz, Roman Stöckmann - technischer Leiter des Bauamtes und Christine Scheer –Architektin für Denkmalpflege informieren über den Stand der Arbeiten - Foto: Im Gartenzimmer vom ehemaligen Herrschaftshaus Doos werden Stuckrestaurationen  vom Lübecker Master Restaurator Jarek Kulicki durchgeführt.
Unter Tapeten und Farbanstrichen kommen alte Wandzeichnungen zum Vorschein.
„Aus Liebe zu meinem seligen Ehemann, der das von mir bewohnte Haus für mich und seine Nachkommen, wie auch zur Zierde der Stadt Wilster, aus seinen eigenen Mitteln von Grund auf neu erbaut hat, und zwar so solide und dauerhaft, dass es länger als ein Menschenleben stehen kann ..."
So aus dem Testament der Eigentümerin (Etatsrätin) Charlotte Doos 1829, die das Haus und ihr  Vermögen teilweise der Stadt Wilster nach ihrem Tod übertrug.
 Bereits im August 1804 war ihr Mann - der vermögende Kanzleirat Doos-  gestorben und auch die 3 Kinder der Familie starben in frühen Jahren.
Frau Doos Aussage über die solide Bauweise des Hauses im Testament kann nach heutigen Maßstäben nur bestätigt werden.
Nach 234 Jahren ist das Haus in der Rathausstraße in Wilster nach wie vor ein Schmuckstück und das Gute daran: Die Wilsteraner mit ihrem Bürgermeister Walter Schulz und dem Förderverein Historische Rathäuser in Wilster e.V. schätzen den Wert des Gebäudes, das mit einer enormen Handwerkskunst - selbst im Inneren des Gemäuers ausgestattet ist, wie Architektin Christine anschaulich schildert.
Eingedrungenes Wasser im Gebäude und alte Renovierungssünden machen aufwendige Sanierungsarbeiten nötig.
Wilster ist eine der ärmsten Kommunen der Region und so sind Fördergelder für das Sanierungsprojekt dringend nötig.
MdB Mark Helfrich verspricht sich dafür einzusetzen, das Bundesgelder in die Region fließen um Baumaßnahmen wie diese mitzufinanzieren.
Alte Fotos des Gartenzimmers. Leider hatte ich mir das Datum der Aufnahmen nicht notiert. Sicher bekomme ich es noch heraus.

Gute Referenzen haben die Wilsteraner auch mit dem Landeskonservator Dr. Michael Paarmann, der unlängst das spätbarocke Baudenkmal als "kulturhistorisches Juwel, allererster Güte" pries.
Das Neue Rathaus wird vielseitig genutzt: In den unteren Räumen des Hauses ist die Stadtbücherei untergebracht. Zwischen alten Gemälden und historischen Kacheln stehen Bücher zum Ausleihen bereit. Der Leselust e.V. bietet hier Veranstaltungen mit Lesungen von Literatur für Jung und Alt.
Die seit 30 Jahren im Denkmalschutz tätige Architektin Christine Scheer ist mit Leidenschaft bei der Arbeit. Sie hat die schwere Aufgabe moderne Nutzung historischer Gebäude mit dem Denkmalschutz unter einem Hut zu bringen und Kompromisse zu finden.

Unter dem Dach des Neuen Rathauses ist das Stadtarchiv mit den historischen Einbauschränken 
Der Saal wird für viele Veranstaltungen wie Sitzungen genutzt und ist vor allem für Trauungen recht begehrt.
Die Schränke im Haus sind ein besonderer Hingucker. Auf diesem Blog hatte ich bereits von ihnen berichtet. Sie stammen aus dem Abgetragenen Schloss in Drage -Friedrichsruh. Aber auch andere Gegenstände des Hauses weisen auf die damals aufgekauften Stücke aus Drage hin.

-----------------------------------------

Neulich in Weimar

Noch zu Lebzeiten entschied Johann Wolfgang von Goethe, dass sein Wohnhaus im alten Zustand belassen werden sollte, um so seiner Lebensarbeit ein Denkmal zu setzen

Die Erbin - Goethes Schwiegertochter - nutzte nach dem Tod des berühmten Dichters die Arbeits- und Wohnräume nicht mehr.
Die Räume sind weitestgehendst im Zustand von 1832 erhalten und für Besucher zugänglich.
Am 22.3.1832 verstarb mit 82 Jahren in diesem Sesel Johann Wolfgang von Goethe
 Goethes Arbeitszimmer
Das Haus am Frauenplan in Weimar wurde von Johann Wolfgang Goethe 1782 mit seiner Familie bezogen.
Vorerst wurde das Anwesen gemietet, aber 1792 schenkte der Großherzog Carl August seinem Finanzminister das Haus und so wurde es von Goethe umgebaut.
 Farben, Kunstwerke und antike Skulpturen sind durch seine mehrmonatigen Italienreisen stark geprägt.
 Die von Goethe gewählten Wandfarben waren in Deutschland noch nicht aktuell und so überraschte er seine zahlreichen Gäste mit den Farbtönen, die eine entsprechende Stimmung erzeugen (Goethes Farbenlehre).
Im Vorderhaus empfing Goethe seine Besucher. Auch wurde hier oft und gern musiziert.
Goethes Wohltäter: Großherzog Carl August



50 Jahre lebte Goethe - abgesehen von seinen langen Reisen - in diesem Haus. 
Die Einrichtung mit dem Mobiliar, den Kunstsammlungen, den Erinnerungsstücken und der Haushaltsgegenstände legen allesamt ein Zeugnis vom damaligen alltäglichen Leben im Goethehaus ab.
Den Garten hatte Goethes Frau Christine (sie starb mit 51 Jahren) angelegt. Er galt der Versorgung des Haushalts mit den vielen Gästen und Bediensteten. 


0 Comments:

Kommentar veröffentlichen

<< Home