Donnerstag, November 18, 2021

Der Feldflugplatz Hohenaspe - Hungriger Wolf

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Woher stammt der Geländename Hungriger Wolf?   von Siegfried Schäfer

Vorgeschichte

Warum Heeresflieger auf dem heutigen Heeresflugplatz "Hungriger Wolf" stationiert wurden, wird nie ganz geklärt werden können. 

Neben den Vorbehalten der damaligen Besatzungsmächte, welche die Auswahl der Flugplätze für die aufzustellenden Streitkräfte einschränkten, spielte wohl auch der Zufall eine Rolle. 

So ist die Einheit am Hungrigen Wolf der am weitesten im Norden der Bundesrepublik Deutschland verankerte Heeresfliegerverband der Bundeswehr. Gliederungen und STAN der hier stationierten Heeresflieger waren lange Zeit einmalig für die gesamte Heeresfliegertruppe. 

Die Stammeinheit dieses Ver­bandes war, wie die von vielen anderen im westlichen Teil der Bundesrepublik auf­gestellten Verbänden auch, eine kleine aber sehr selbständige Staffel. Aufbau und Umgliederungen der hier beschriebenen Einheiten erfolgte in vielen Schritten. Mit dem Wachsen der Einheiten waren ständiger Aus- und Umbau des Flugplatzes und Verbesserungen der Anlagen auf dem "Hungriger Wolf" erforderlich. Wenn Soldaten, die zu uns zu Lehrgängen zum Heeresflieger-Ausbildungs-Bataillon nach Zweibrücken kamen, sagten, dass sie am „Hungrigen Wolf" stationiert seien, dachten wir sofort, dass wieder einmal ein Spaßvogel unter den Lehrgangsteilnehmern war, denn für uns gab es in Schleswig-Holstein nur den Heeresfliegerstandort Itzehoe.

 Wir stellten dann Vermutungen an, was es mit dem Namen auf sich haben könnte und hatten dann sehr schnell die in Itzehoe stationierten Soldaten im Visier. 

👉Soldaten haben immer Hunger war die These, also ist der „Hungrige Wolf“ keine Ortsbezeichnung sondern ein Scherzname für eine Kaserne, der durch den großen Appetit der Soldaten geprägt wurde. Diesen oberflächlichen Betrachtungen wurde von den Soldaten immer energisch widersprochen. 

Keiner der "Flieger" musste hungern und es gab wirklich Zeiten, da wurde die Truppenküche am Hungrigen Wolf von Soldaten als die beste der von ihnen besuchten Truppenküchen gelobt - daher kann also die Bezeichnung nicht stammen. 

 Es war mir bis jetzt nicht möglich, den Ursprung des Namens Hungriger Wolf ganz zu klären. 

Der Landstrich gehörte seit der Schlacht bei Stellau im Jahre 1201 faktisch zu Dänemark. 

Das Gebiet, um das es hier geht, gehörte teilweise zum Kloster Itzehoe und teilweise zur Herrschaft Breitenburg. In den Publikationen, die sich mit der Topographie des Herzogtums Holstein befassen, ist gelistet unter dem Jahre 1803 auf Seite 158: Luchtenhusen, bei Itzehoe und auf Seite 181: Lochtenhusen (hungriger Wolf) ein Haus in der Herrschaft Breitenburg vor Itzehoe. 

Vom gleichen Autor erscheint 1807 eine Topographie darin steht auf Seite 163: Hungrig Wolf, siehe Lochtenhusen und Mönkhagen. 

Unter Mönkhagen steht: Der alte und der neue Hof, (letzterer auch hungriger Wolf genannt), sind Erbpachtstellen. 1841 wurde von Johannes Schröder auf Seite 89 aufgeschrieben: Schlotfeld mit Amönenwarte, Klotzen, Neuenkrug (Hungriger Wolf). Friedrich Kratzsch vermerkt auf Seite 201: Neuenkrug bei Itzehoe; (siehe Schlotfeld - Königreich Dänemark. Herzogthum Holstein) und auf Seite 512: Das Dorf Schlotfeld .... Zubehörungen sind die ausgebauten Stellen Neuenkrug (auch Hungriger Wolf, Luddenhusen und Lochtenhusen genannt) eine Land- und Krugstelle an der Rendsburger Straße. 1856 findet man bei Johann Schröder auf Seite 403: Schlotfeld ...... Von obigen Stellen sind außer einer Vollhufe und 2 Kathen ausgebaut: nördlich Lochten (Luchten, Neuenkrug, vorm(als) Hungrigen Wolf, Lochtenhusen, Luddenhusen), eine Vollhufe (Wirtsh.) an derselben Chaussee. Henning Oldekop schreibt 1908 (Seite 102) Hungriger Wolf, an der Rendsburger Chaussee im sw. Platzgebiet, war vor der Enteignung Beuernhof, bestehend aus 1 Wohn- und Wirtschaftsgebäude 2 Scheunen, ist vemietet und auf Seite 133: .. daß hier noch neben Schlotfeld ein vergangenes Klein Slotfeld gelegen habe. Im Jahre 1617 war bei Lochten eine Pulvermühle, welche später abgebrochen ist. 

👉 Meine Überlegungen: Im Bereich von Itzehoe trat seit 1350 ein Geschlecht mit Namen Pogwisch in Erscheinung. 

Die Männer führten im Wappenschild ihres Siegels einen Wolf mit der Umschrift Pogwisch.

 Urkundlich wird am 05.12.1533 ein Ritter Wulf Pogwisch erwähnt, 1542 findet dieser in den Urkunden erneut Erwähnung als Interims Amtmann zu Steinburg, er übernahm das Amt von Joachim Rantzow (1536-1542). 

📌Wulf Pogwisch hatte 1544 dem König die Gefolgschaft gekündigt. 1546 zwang der Statthalter Johann Rantzau den unbequemen Wulf Pogwisch unter Todesdrohung die Stadt und das Land zu verlassen. 

Wulf Pogwisch kehrte erst wieder zurück nachdem ihm Karl V. dies wieder möglich gemacht hatte. 1556 verdrängte Heinrich Rantzau als Statthalter des dänischen Königs Christian III. alle anderen Ritter, auch Wulf Pogwisch. Die mögliche Schwester des Wulf Pogwisch, Katharina Pogwisch, führte ab 1547 das Kloster Itzehoe und hatte einen ausgeprägten Geschäftssinn, der ihr hin und wieder Ärger mit den Obrigkeiten, insbesondere mit der Breitenburger Herrschaft, wegen ungesetzlicher Benutzung von Ländereien oder sonstiger Dinge, einbrachte. 

Wulf Pogwisch hatte augenscheinlich eine wenig ertragreiche Heidelandschaft gepachtet. 

War dies so, dann haben die Menschen seit dieser Zeit mit Recht vom "hungrigen Wulf" im Sinne von "armseligem und / oder geizigen Wulf" gesprochen.(1) Untermauert wird die Annahme vom verarmten Wolf dadurch, dass der Witwe des Wulf Pogwisch später in Itzehoe ein Hof zur Miete überlassen wurde. 

Ein weiterer Hinweis, dass der Gebietsname auf eine Person bezogen ist. Selbst für die Heere, Haufen und Marodeure des Dreißigjährigen Krieges scheint das armselige Gebiet nicht interessant gewesen zu sein, denn es ist nicht von gravierenden Vorfällen in dieser Gemarkung berichtet worden.

 Der Begriff „hungriger Wulf“ war dennoch schlummernd in der Bevölkerung des Gebietes vorhanden. 1718 hieß der Bezirk nordostwärts von Itzehoe und Tegelhörn in der Bevölkerung wieder "beym verhungerten Wulf". 

Bei der erneuten Bewirtschaftung des Gebietes offenbarte der Name seinen versteckten Sinn. 

Dass es sich um hungrigen oder mageren Boden handelte, geht noch aus dem Text hervor. Die Spekulation, dass sich der Name auf hungrige Wölfe bezieht, schließe ich aus. 

Von Wolfsplagen wurden viele Landstriche heimgesucht, aber es gibt meines Wissens in Deutschland nur wenige Stellen, wo die Bezeichnung "Hungriger Wolf" gebraucht wurde, meist in Verbindung mit kargem Ertrag (z.B. Weinberge). 

Ein mir bekannt gemachter "Hungriger Wolf" war eine vier Kilometer südlich des über 700jährigen Städtchens Märkisch Buchholz um 1725 an einem Handelsweg erbaute Schenke. 

Heute erinnert nur noch ein Gedenkstein mit Inschrift an diese Raststätte, die in den Räubergeschichten der Gegend oft genannt wurde. 

Eine andere Stelle war ein Sommerlager in Bayern, das vom ehemaligen Leiter des JAW Herrn Schaper durchgeführt und so benannt worden war. 

1973 erzählte uns der ehemalige Bürgermeister von Hohenlockstedt, Herr Georg Köthe, anläßlich einer Zusammenkunft auf dem Hungrigen Wolf, eine tolle Geschichte. 

Diese Geschichte vom "hungrigen Wulf", bekräftigt meine Vermutung bezüglich des hungrigen Bodens und des armen / geizigen Grundbesitzers, der seinen Hof ebensogut in Itzehoe gehabt haben könnte.  „Vor Zeiten, nicht weit vom heutigen Flugplatz entfernt, hatte ein Bauer namens Wulf sein Anwesen. Offensichtlich hatte seine Speisekammer und Küche nichts Besonderes zu bieten, denn nötigte ein Gastgeber die Familie des Bauern, seine Mägde oder Knechte zum Essen, legten diese einen so außergewöhnlichen und respektablen Appetit an den Tag, dass im Kreis der Bekannten nur noch über die vom "hungrigen Wulf" gesprochen wurde. 

Diesen, eigentlich nur der Familie Wulf zugedachten Namen, nutzte später die Bevölkerung der näheren Umgebung, wenn vom "Wulf sien Anwesen" oder den dazu gehörenden Ländereien die Rede war. 

Im Laufe der Jahre bürgerte sich der inzwischen zu "Hungriger Wolf" veränderte Begriff so allgemein ein, daß dieser Name auch amtlicherseits in die Register, Karten und Kataster übernommen wurde.“ 

  Anmerkung:

Bis fast 1900 sind in Zeitungsanzeigen die unterschiedlichen Ortsbezeichnungen: Neuenkrug, Wolf, Wulf pr. Itzehoe, Wolf bei Bücken oder auch Hungriger Wolf zu lesen. 

 Der Heeresflugplatz "Hungriger Wolf" wurde durch seine geographische Lage zu einem exklusiven Flecken Erde. Das Gelände liegt an einem ehemaligen Handelsweg, der in Büchern oder auf Landkarten je nach Bedarf als Ochsenweg, Stutenweg(2) oder auch als Heerweg bezeichnet wird.

 Bereits im Jahre 1155 beschrieb der isländische Abt Nikolaus (Niels Sæmundarson) diesen Weg für jütische, norwegische und isländische Pilger. Aus seiner Beschreibung ging hervor, daß der „Weg des wahren Herrn“ wie er den Handelsweg nannte, für Pilger, die nach Rom, nach Santiago de Compostella oder in das heilige Land wollten, obligatorisch war. Auf der ältesten Straßenkarte des christlichen Europas, die Romweg-Karte zum Heiligen Jahr 1500, von dem Nürnberger Erhard Etzlaub, erkennt man den Verlauf des Ochsenweges als Pilgerstraße wieder. 

Auf dem Ochsen- oder Heerweg sind ungezählte Menschen über das heutige Flugplatzgelände gezogen, meist in friedlicher aber auch oft in kriegerischer Absicht. 

Der Ochsenweg war die Auswirkung einer über mehrere Generationen dauernden und sich um das Jahr 1450 zuspitzenden Landwirtschaftskrise in Dänemark, welche die finanziell geschwächten Großbauern zwang, auf Tierzucht umzustellen. 

Hauptsächlich waren an der Krise aber die immer wieder auftretenden Pestepedemien schuld, die den gravierenden Mangel an verfügbaren Landarbeitern hervorrief und schließlich viele Grundbesitzer zur Aufgabe des Getreideanbaues zwang. 

Der hier angesprochene Weg, eigentlich kein Weg, sondern eine Route, die durch Radspuren und niedergetrampelte Vegetation markiert war, verlief auf dem jütländischen Höhenrücken von Viborg mit Passage im Verteidigungswerk Danevirke bei Schleswig. Treibermannschaften trieben das in ihrer Heimat gesammelte Vieh z.B. auf dem östlichen Ochsenweg, von Mitteljütland kommend, Apenrade und Flensburg im Westen passierend, durch das Danevirke bei Schleswig in Richtung Rendsburg und von dort (eine Möglichkeit) an Hohenwestedt vorbei auf Itzehoe zu. 

Die Weiterbeförderung der Tiere erfolgte wenn notwendig ab Itzehoe oder Hamburg auf dem Wasserweg. Tiere, die von Wedel aus weiter nach Süden getrieben werden sollten, trieb man zur Elbfähre Eßlingen (Zollnspieker).

 Dort gab es nicht nur für Reisende Übersetzmöglichkeiten über die Elbe, sondern auch für die getriebenen Rinder und Pferde. 

Ab 1640 nutzten Viehhändler auch die im dänischen Altona angebotenen Übersetzmöglichkeiten.

 Eine Ochsenherde von etwa 1.000 Stück  Rindvieh legte pro Tag 3-4 Meilen zurück (1 Meile=7,5 km). Während der Drift waren für größere Herden mindestens zwei Futterbeschaffer und 36 Treiber nötig, um die Herde mit Peitschenknallen und Geschrei in Gang zu halten. 

Dass der Ochsenweg den heutigen Flugplatz streifte, ist auf einem Luftbild aus den zwanziger Jahren deutlich zu erkennen. 

Auch eine der wichtigsten dänischen Postrouten führte seit 1624 am Hungrigen Wolf vorbei.

 Die Strecke Hamburg - Kolding wurde in 3 bis 5 Tagen zurückgelegt. Ab 1653 verkehrten die Kutschen und Fuhrwerke regelmäßig zwischen Kopenhagen und Hamburg. Von 1694 an fuhren die Kutschen am Dienstag und Samstag von Kopenhagen nach Hamburg und von dort am Dienstag und Freitag nach Kopenhagen. 

Auf der schlechten Strecke verkehrten im Laufe der Zeit die "Hamburgerdilligencen", die ordinäre Post, die Extrapost, Kuriere und Estafetten. (Fahrpreis einer Estafettenbeförderung: pro Pferd und Meile 2 Mark und 2 Schillinge. Eine Mark (23 Gramm Silber) hatte 16 Schillinge oder 192 Penninge. Die Fahrzeit der Strecke von ungefähr 60 Meilen (450 km) betrug mit Übernachtungen sechs bis sieben Tage.)

In Kürze mehr

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 Geschichten aus der Geschichte vom Gelände Hungriger Wolf

Feldflugplatz Hohenaspe

Als ich neulich Siegfried Schäfer kennenlernen durfte, bin ich fasziniert von den vorgetragenen Geschichten aus einer längst vergangen Zeit, die immer mit Fotos und Artikeln belegt sind.

Wir telefonieren und verabreden uns in Hohenlockstedt und so erhalte ich jede Menge Informationen über das Gelände Hungriger Wolf. 
Einige werden den Chronisten Schäfer bereits kennen, denn er hat im Schwerpunkt über das Lockstedter Lager Bücher geschrieben. 
Redakteur der Norddeutschen Rundschau Joachim Möller verfasste in zahlreichen Jahren immer wieder Artikel über den Hohenlockstedter Hobby-Historiker. 
Zum Beispiel HIERHIER und HIER


 Chronist Siegfried Schäfer war von 1972 bis 1994 auf dem Flugplatz Hungriger Wolf stationiert.
Was für ein Glücksfall für die Region: Seine umfangreichen Recherchen aus Archiven und alten Zeitungen schrieb er auf.

Das Büro des 81 jährigen weist mit zahlreichen Dokumenten und Akten auf die seit Jahrzehnten unternommene  Recherchen hin. 
Auf einer CD überreicht der Hohenlockstedter mir zur freien Verwendung seine zusammengetragenen Nachforschungen über das Gelände Hungriger Wolf mit der Namensgebung.
 Vorweg: Der Flugplatz auf diesem Gelände hieß demnach einst "Feldflugplatz Hohenaspe".

1. Teil 

Der Feldflugplatz Hohenaspe 1935 erfolgte eine Änderung für die Nutzung des Geländes. Der südostwärtige Teil des Exerzierplatzes(1) wurde dem Itzehoer Kloster übereignet. 
Es beabsichtigte, das übernommene Gebiet aufzuforsten.

 👉Die Klosterverwaltung plante und baute ein Gebäude für den künftigen Forstwart. 
Am 06.12.1936 bezog der Forstwart Herr H. Vogt und seine Familie das Haus. 
Heute ist das Haus im Besitz des Bundesvermögensamtes, es steht außerhalb des Flugplatzes an der B 77. 
Gleich zu Beginn des Jahres 1937 bereiteten Häftlinge aus dem Gefängnis Itzehoe unter Aufsicht von Herrn Vogt das Gelände südlich des Verbindungsweges Hohenaspe-Rendsburger Chaussee für die Baumpflanzung(2) vor. 
Ende 1938 war das Areal aufgeforstet und ein neues Gebiet sollte in Angriff genommen werden, als die Aufforderung an das Kloster erging, das 1935 erhaltene Gelände wieder an den Staat zurückgeben. Die verfügte Enteignung sollte ausreichende Platzverhältnisse für den vom Reichsluftfahrtministerium geplanten Flugplatz mit den dazugehörenden Unterkünften schaffen. 

Der Feldflugplatz hätte damit eine verfügbare Größe von 250 ha gehabt, diese Fläche schien angemessen für die dem Flugplatz zugedachten Aufgaben. 
Bereits Mitte 1935 war im Reichsluftfahrtministerium die Planung, für den Bau eines Feldflugplatzes bei Hohenaspe, abgeschlossen. 
Der Ausbau sollte ursprünglich mit dem Aufbau der Heeres-Munitions-Anstalt im Lockstedter Lager zeitlich einhergehen. 
Rückwirkend zum 01.04.1935 trat die vom Ministerium befohlene Nutzungsdauerbeschränkung der Flächen für den geplanten Flugplatz in Kraft. 
1936, also lange vor Kriegsausbruch, war bereits abseits der aufgeforsteten Flächen auf dem verbliebenen Gelände ein den damaligen Vorschriften entsprechendes feldmäßiges Rollfeld festgelegt und Vorbereitungen getroffen worden, den Feldflugplatz(3) eventuell als Einsatz-Hafen II-Klasse einzurichten. 
Die Möglichkeit der landwirtschaftlichen Nutzung des Rollfeldes sollte, schon aus Gründen der Tarnung, weiterhin gegeben sein. Der Feldflugplatz lag im Zuständigkeitsbereich des Luftkreis II, Luftgau 3 (Hamburg), Leithorst Lübeck-Blankensee. 
📌Am 26.08.1939 wurde die Fliegerhorst Kommandantur E Hohenaspe aufgestellt und unterstand dem Flughafenbereichskommando 3/XI in Schleswig. 
Im März 1940 umbenannt in Fliegerhorst Kommandantur E7/XI und mit gleichem Termin gehörte der Platz zum Luftgau-Kommando XI (Hamburg-Blankenese). 
Für die Versorgung mit Luftnachrichten und anderen für die Fliegerei wichtigen Informationen war er dem Flughafenbereich 6/XI, (Lübeck-Blankensee, gleichzeitig Leithorst) unterstellt. 
Im April 1940 wurde die Fliegerhorst Kommandantur aufgelöst, die Dienstaufsicht über den Feldflugplatz übte fortan der Kommandeur des Flughafenbereiches 6/XI aus. Es ist zu vermuten, dass seit 1940 die erforderliche Unterstützung hier stationierter Einheiten an den Kommandanten des Fliegerhorstes Uetersen und das Flugplatzkommando A 21/XI delegiert war. 

Am 01.09.1939 wurde mit dem Bau von Unterkünften, begonnen. 

Der Bauleiter der Aktion war im Hause der Familie Vogt untergebracht. 
Für seine Tätigkeit war extra ein Telefonanschluß ins Vogt'sche Haus gelegt worden. 
Überall in der Umgebung, auch im Holsteiner Wald, lagen die Bausätze für die Baracken bereit. Soldaten einer Baukompanie, allesamt Hamburger Hafenarbeiter waren in Itzehoe in der Suder Schule untergebracht, Frühstück und Abendessen gab es für sie im beschlagnahmten Saal des Hotel Adler.

 Der Sohn des Inhabers verkaufte damals bezugsmarkenfreien Kaffee und Kuchen an die Soldaten. 
In der Gaststätte ging es hoch her wenn am Sonntag die Frauen der Soldaten kamen. 
"Dann haben sich die Männer mächtig einen geballert, die konnten abends kaum noch stehen." Nach etwa einem Monat waren die ersten Baracken auf dem Hungrigen Wolf durch die Bausoldaten aufgestellt, in diese zogen die Bausoldaten um. Die zehn Holzgebäude, neun Mannschafts-/Funktionsbaracken und die Wirtschaftsbaracke die errichtet wurden, standen nicht alle auf festen Fundamenten und waren bis auf die Wirtschaftsbaracke nicht unterkellert, man konnte jedoch unter die Gebäude kriechen und Material verstauen. 
Jede Baracke hatte an einer Stirnseite in einem abgetrennten Raum sechs Toiletten eingebaut. Auf der anderen Seite des Ganges war eine Waschküche mit einem beheizbaren Waschkessel und einem großen viereckigen Steintrog zum Spülen der Wäsche.
 Der Fußboden beider Räume war betoniert, ein Abfluß in der Mitte des Raumes eingelassen. Toiletten und Waschküche waren an eine unterkunftseigene Sickergrube angeschlossen. 
Die Bauplanung sah keine massive Abdeckung der Sickergruben vor, das blieb auch so bis zur Auflösung des Flüchtlingsdurchgangslagers Hungriger Wolf. 
Die Unterkünfte waren in erster Linie für Soldaten vorgesehen, die für den Betrieb des Feldflugplatzes hierherkommen sollten. 
Im Unterkunftsbereich gab es ein kleines Wasserwerk, das von einem 35 m tiefen Brunnen versorgt wurde. Dieser Brunnen speiste auch den 12x14 m großen Feuerlöschteich, der vorsichtshalber angelegt worden war. Während die Bausoldaten die Unterkünfte errichteten, rodeten Häftlinge des Gefängnisses Itzehoe wieder einen Teil der von ihnen gepflanzten Bäume.
Der Flugplatz Hohenaspe lag unter einem ständigen Blindfluggebiet der Luftwaffe, das begrenzt wurde vom Kaiser-Wilhelm-Kanal sowie den Orten Kiel, Neumünster, Itzehoe und Hochdonn. 
Flugbetrieb wurde auf dem Feldflugplatz Hohenaspe ab und zu mit entsprechenden Maschinen geprobt. Eine über das Rollfeld verlaufende Hochspannungsleitung gefährdete den Flugbetrieb erheblich. 
Auf der Fliegerkarte der Luftwaffe "Norddeutschland" von 1939, auf der unter anderem die Flugplatzdecknamen der Plätze im norddeutschen Bereich eingetragen sind, fehlt Hohenaspe im Gegensatz zu Neumünster, Hartenholm und Stade. 
Mit Beginn des Jahres 1940 wurde das Lager am Hungrigen Wolf Melde- und Sammelstelle für Soldaten, deren Einheiten in ihrem Urlaub umgegliedert oder aufgelöst worden waren, sowie für genesene Frontsoldaten, die beim Flieger-Ergänzungs-Bataillon XI auf den Kriegseinsatz bei der Luftwaffe vorbereitet wurden. 
Am Hungrigen Wolf waren zwei und in Neumünster drei Kompanien des Bataillons stationiert. Kommandeur war ab 01.02.40 OTL Mühlig-Hofmann, Albert. 
Das Flieger-Ergänzungs-Bataillon XI, umbenannt seit 23.04.1942 in Flieger-Ersatz-Bataillon ging im Laufe des Krieges in der 11.Luftwaffen-Felddivision auf.

 Das Barackenlager hatte eine normale Aufnahmekapazität von 430 Uffz und Mannschaften, bei engster Unterbringung sogar von 860 Männern. 
Für Kraftfahrzeuge standen als Abstellmöglichkeit 70 qm unter Schleppdächern zur Verfügung.
 Aus einer Übersicht des Kommandos Flughafenbereich 6/XI (Lübeck-Blankensee) an das Luftgau Kommando XI, Stand 01.Mai 1942 geht hervor, dass 8 Soldaten, 3 Offiziere, 1 Unteroffizier und 4 Mannschaften, in Verbindung mit der Belegung des in Neuaufstellung befindlichen Luftwaffen-Ersatz-Bataillons XI hier stationiert waren. 

Das Flieger-Ersatz-Bataillon XI war bereits einen Monat nach Neuaufstellung auf 599 Soldaten angewachsen.
 Die Einheit setzte sich zusammen aus 11 Offizieren, 127 Unteroffizieren und 461 Mannschaften und verfügte über 6 Kraftfahrzeuge, davon waren zum Zeitpunkt der Meldung drei am Hungrigen Wolf.

 Am 06.Mai fand eine Besichtigung des Bataillons durch Oberst Prestin, Kommandeur des Flughafenbereichs Lübeck-Blankensee, statt. 
Weitere Besichtigungen folgten in beinahe wöchentlichem Abstand. 
👉Bei der Visite am 27.05. besuchte er auch die Scheinwerfer-Stellung in Hohenaspe. 
(Heute Gelände der Spedition Ohl.) 
Das Bataillon verlegte am 18.Juli in einer Stärke von 10 Offizieren und 428 Mannschaften im Bahntransport vom Lockstedter Lager nach Neumünster. Nach Ausbruch des Krieges bildete deutsches Fachpersonal holländische Feuerwehrleute und Luftschutzhelfer auf einem Luftschutzlehrgang am Hungrigen Wolf aus.
 Wie viele Teilnehmer es waren, kann nicht mehr festgestellt werden, nur soviel ist mir bekannt, dass alle in einer Baracke untergebracht waren. 
Besonders gedrillt wurde von den Ausbildern das Verlegen von Schlauchleitungen, vom Feuerlöschteich im Lager entlang der Rendsburger Chaussee zum Schafstall gegenüber der Gaststätte Gräber oder zu den angenommenen Brandherden im Holsteiner Wald. 
Dabei musste jedes mal die Rendsburger Chaussee überquert werden. 
Grundlage für die Feuerlöschausbildung war die seit dem 03.02.1939 in Kraft gesetzte "Ausbildungsvorschrift für den Feuerwehrdienst, Teil I, Der Löschangriff".

Emil Schrubbermacher 

👉 Dort wo heute der Kontrollturm steht, lebte und wohnte bis 1942 Herr Emil Keitel, genannt "Emil Schrubbermacher" oder der "Einsiedler". 

Zum einen beschreibt die Benennung die Tätigkeit, der er hauptsächlich nachging, zum anderen aber auch seine Lebensweise. 
Herr Keitel war ein Vetter des deutschen Generals Wilhelm Keitel
Er und ein Gefährte, Johann Mahler, der einige Zeit mit ihm zusammen war, stellten kleine "Topfschrubber" aus Besenheide, die hier überall wuchs, her. 
Die Besonderheit an ihrem Leben war, dass sie in Erdhöhlen hausten, die in ehemalige Grabhügel eingegraben worden waren. 
Herr Keitel und Mahler wohnten zuerst zusammen in einem Erdhügel. 
Ein zweiter Erdhügel, der gleich nebenan war wurde nur von Pimpfen der HJ und dem Schäfer genutzt. Dieser zweite Hügel war oben offen und wurde von Zeit zu Zeit mit Tannenreisig nach oben abgedichtet. 
Auf das Reisig wurden Grassoden zum Schutz gegen Regen gelegt. An irgendeinem Morgen war der Hügel nicht mehr für die Pimpfe verfügbar. 
Herr Mahler hatte sich einquartiert. Herr Mahler hatte seinem Gefährten in der ersten Zeit ihres Zusammenlebens klarzumachen versucht, dass sie ein Flugzeug bauen sollten.
 Über erste gedankliche Entwürfe kam das Projekt aber nicht hinaus und der Gedanke wurde außerdem von Herrn Keitel durch dessen demoralisierenden Sprüche torpediert, was dazu führte, dass Herr Mahler den Hungrigen Wolf kurz darauf verließ. 

Herr Keitel erzählte, dass er das schwarze Schaf der Familie gewesen sei und sich überall, auch auf See umgesehen hätte. 
Durch sein unstetes Leben sei er im Umgang mit Menschen vorsichtig geworden. Seinen Lebensunterhalt beschaffte er sich auch durch Gelegenheitsarbeiten bei den Bauern. 
Zu Weihnachten kam jedoch jemand zu ihm, der ihm Geld brachte. 
Herr Keitel meinte einmal, dass die Familie ihn doch nicht ganz hätte fallen lassen. 

Leute aus der Umgebung hatten die hier hausenden Männer sehr schnell als entwurzelt bezeichnet, weil sie sich nach dem Ersten Weltkrieg im umgekrempelten Deutschen Reich nicht mehr zurechtfanden. "Emil Schrubbermacher" züchtete Kaninchen und hatte nach landläufiger Meinung den besten Rammler der Gegend im Stall, also pilgerte die Bevölkerung mit den Häsinnen(4) zu "Emil Schrubbermacher". 

1941 oder 1942 wehrte er sich vehement gegen die Aufforderung der Obrigkeit seine Höhle zu verlassen, musste aber schließlich doch der Gewalt weichen. 

📌Um 1940 waren in den Unterkünften am Flugplatz etwa 230 junge Frauen aus allen Teilen des Reiches untergebracht, vorwiegend aber aus der Gegend um Hamburg. 
Die Frauen arbeiteten als Produktionshelferinnen in der Muna (Heeres-Munitions-Anstalt) im Lockstedter Lager. 
Oft wurden sie mit einem Doppeldeckerbus, der ehemals den Berliner Verkehrsbetrieben gehörte, zur Arbeit gebracht, ansonsten legten sie die Strecke zu Fuß zurück. Gleichzeitig mit den jungen Frauen waren in einer separaten Baracke Handwerker (Maler, Maurer, Tischler etc.), die ebenfalls in der Muna arbeiteten, untergebracht. 

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Ab 1942 waren die Helfe­rinnen in der Muna einquartiert. Sie waren untergebracht in den ehemaligen Pferdeställen Nummer 4, 8, 12 und 16 an der Post Straße.(5)

Im Lockstedter Lager arbeiteten damals auch 195 Fremdarbeiter verschiedener Nationalität (Polen, Russen, Letten, Esten).Ob alle am Hungrigen Wolf ein Quartier hatten, ist nicht ganz sicher, es würde einiges erklären und wieder neue Fragen aufwerfen.Beim Ausbau des Flugplatzes 1959 fanden Bauarbeiter im "Russenwäldchen" Grabsteine mit kyrillischer Schrift. Die Grabsteine lagen seit dem Ausbau an der Feuerwache, waren aber nach dem Umbau der Feuerwache 1979 verschwunden.(6) 

Die Jungen des HJ-Zeltlagers 1942, die hier ihr achttägiges Pfingstlager hatten, betrachteten die sanitären Zustände in der Nähe der Fremdarbeiterbaracke mit Abscheu. 

Sie waren fest davon überzeugt, dass sich die Bewohner nur auf einem "Donnerbalken" wohlfühlten.
In den Jahren 1942 bis 1943 waren im Wehrertüchtigungslager zwei Luftnachrichtenkompanien stationiert. Eine Stammkompanie und eine Funkfernschreibausbildungskompanie, die eine zeitlang Telegrafieverkehr mit dem Afrikakorps aufrechterhielt.
Es wurden auch Luftwaffenhelferinnen, die in Itzehoe auf dem Gasplatz(7) in Baracken untergebracht waren, ausgebildet.
 👉Man kann heute noch von Glück sprechen, wenn man darüber nachdenkt, dass die Dorfschaft Hungriger Wolf und der Feldflugplatz Hohenaspe 1943 nur durch Zufall einer ungewollten Bom­bardierung entgingen.
Ein englischer Bomber, der von einem Nachtjäger verfolgt und schwer beschädigt worden war, klinkte bei der Dorfschaft drei Bomben aus.
Sie detonierten nordwestlich der heutigen Kreuzung Hohenaspe-Hohenlockstedt-B77 in einer Entfernung von 300-500 m von den Häusern und rissen tiefe Bombentrichter. Die Detonationen waren im Lockstedter Lager zu hören. Die Männer am Hungrigen Wolf fielen vor Schreck aus den Betten."So standen mir im ganzen Leben noch nicht die Haare zu Berge", sagte Herr Ehlers, der Führer der Muna-Handwerker im Lager. (Zu diesem Zeitpunkt hatte Herr Ehlers bereits eine Glatze!)Auch der "Hausmeister" des Lagers, Herr Vogt, benötigte längere Zeit um sich von dem Schrecken zu erholen. Soviel Glück wie die Dorf- und Lagerbewohner hatte die Besatzung des Bombers nicht. Sie führte eine Bruchlandung in der Nähe des Dorfes Mehlbek durch......

Die Reichsbahndirektion Hamburg-Altona nutzte vom Sommer 1943 bis März 1945 das Barackenlager als Ausweichdienststelle, weil Hamburg aufgrund der ständigen Bombar­dierung nicht mehr sicher war. (In der Nacht zum 11.10.1940 geriet z.B. der Dach­stuhl der Reichsbahndirektion nach mehreren Brandbombentreffern in Brand.) 
Für diese Dienst­stelle wurde eigens die Bahnhaltestelle Hungriger Wolf einge­richtet. 
Sie befand sich westlich von Schlotfeld und nördlich vom "Blauen Lappen", wo frü­her die Gleise der Reichs-/Bundesbahn die Rendsburger Chaussee querten. 
Heute ist am ehemaligen Bahnübergang ein Parkplatz. 
Morgens wurde das Reichsbahnpersonal,(10) das in der Umge­bung kein Quartier hatte, mit einem Bus der Reichsbahn von der Halte­stelle abgeholt, zur Dienst­stelle gebracht und abends wieder zurück transportiert. 
Die Reichsbahn-Ausweichstelle wurde postalisch über Schlot­feld, Postleitzahl 24b, ver­sorgt. 
Die Reichspost errichtete im Lager eine Post­nebenstelle, mit täglichen Schalteröffnungszeiten von 1800-1930 Uhr, Geldanwei­sungen konnten Freitags eingezahlt werden.

Am Pfingstmontag 1943 explodierte ein amerikanischer Bomber vom Typ "Superfestung" direkt über der Ortschaft Silzen, die Teile der Maschine lagen weit verstreut in der Gegend. 
Die zehnköpfige Besatzung war ums Leben gekommen. 
Die Absturzstelle war ein Anziehungspunkt für die Bevölkerung der umliegenden Dörfer. 
Herr H.Struve erzählte mir, dass der Pilot noch in seinem Sitz festgeschnallt gewesen wäre, Soldaten wären gekommen und hätten die Leute von der Absturzstelle vertrieben.

Im März 1944 wurde ein Bomber mit englischen Hoheitsabzeichen in der Nähe von Peißen beschossen und getroffen. 
Die Besatzung verließ die Maschine rechtzeitig und rettete sich mit dem Fallschirm, sie wurden bei der Landung gefangen genommen. 
Das abgeschossene Flugzeug schlug auf den "Boldwiesen" etwa einhundert Meter südlich des Ortsausganges von Peißen auf, auch hierüber berichtete mir H.Struve.